Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Schneeglöckchen

Schneeglöckchen

Die Bildung von Brutzwiebeln bedingt das Wachstum in Horsten


Galanthus nivalis, Kleines Schneeglöckchen, Blüten

Blüten des Kleinen Schneeglöckchens


Galanthus nivalis, Kleines Schneeglöckchen

Schneeglöckchen können in ihren Zwiebeln Wärme produzieren

 

Galanthus Linné: Den hängenden, glockenförmigen Blüten und dem frühen Erscheinen, wenn in manchen Gegenden noch Schnee liegt, verdankt das Schneeglöckchen seinen Namen. Den Gattungsnamen vergab Linné 1753 in seinem Werk Species plantarum, gebildet aus gr. gala = Milch und gr. anthos = Blüte, was mit „milchfarbener Blüte" übersetzt werden kann. Die korrekte Bildung wäre „Galactoanthus" gewesen, aber vielleicht versuchte Linné einen Bogen zu „galant" zu schlagen.

Die ca. 20 Arten umfassende Gattung, die ihren Ursprung in Mitteleuropa und angrenzenden Teilen Asiens hat, besteht durchweg aus krautigen Zwiebelpflanzen.

Im zeitigen Frühjahr treibt die Zwiebel aus und bildet zunächst meist zwei grundständige, parallelnervige Blätter. Aus deren Mitte wächst dann der Blütenschaft. Zunächst ist die Knospe von einem Hochblatt eingehüllt. Dieses wird dann vor dem Erblühen aufgebrochen und bleibt als einziges Blatt am Schaft erhalten. Aus Samen entstehende Schneeglöckchen brauchen 3 Jahre bis zur Blüte.

Die duftende Blüte besteht aus 2 Kreisen mit je 3 Blumenblättern. Die äußeren 3 sind weiß und spreizend, die inneren 3 sind viel kürzer, stehen eng röhrenförmig zusammen und tragen grüne Zeichnungen. Der Fruchtknoten ist aus 3 Fruchtblättern verwachsen. Die 6 in zwei Kreisen stehenden Staubblätter tragen spitze Staubbeutel, die eng zusammenstehen.

Blütenformel:
* P3+3 A3+3 G(3) unterständig

Nach der Bestäubung durch Insekten bildet sich aus dem Fruchtknoten eine Kapsel, die um die 25 Samen enthält. Die Samen besitzen ein für Ameisen attraktives Anhängsel, das Elaiosom. Es wird von ihnen verzehrt, wobei die Samen in die nähere Umgebung verschleppt werden. Des Weiteren vermehrt sich das Schneeglöckchen durch die Bildung von Brutzwiebeln. Diese entstehen in den Achseln der Zwiebelschuppen und trennen sich später von der Mutterzwiebel. Im nächsten Jahr treiben alle Zwiebeln wieder aus, sodass die Pflanzen in Gruppen wachsen, sog. „Horste" bilden.

Pflanzliche Wärmeproduktion

Die Zwiebeln der Schneeglöckchen können Temperaturen von 8–10 °C erzeugen. Damit schmelzen sie den Schnee und sorgen so für „freie Bahn", Sonnenlicht und ihre Wasserzufuhr.

Doch wie produzieren die Zwiebeln Wärme? Um das zu verstehen, muss man ein wenig in die Zellbiologie einsteigen:
Die Zwiebel speichert Stärke als Reservestoff. Stärke besteht aus vielen miteinander verknüpften Glucose-Molekülen, einer Zuckerart. Enzyme zerlegen die Stärke in viele Glucose-Einheiten, die der sog. Glycolyse, einem Stoffwechselweg, zugeführt werden. Hier wird die Glucose in zwei Moleküle Pyruvat zerlegt. Dabei wird Energie frei. Diese wird in einem Molekül namens ATP gespeichert.

Das Pyruvat wird im Citratcyclus, einem weiteren Stoffwechselweg, in Kohlendioxid umgewandelt. Dabei entstehen Verbindungen, die leicht Wasserstoff abgeben. Diese werden bei der Zellatmung gebraucht. Sie übertragen den Wasserstoff auf Sauerstoffmoleküle, so dass Wasser entsteht.

Die dabei freiwerdende Energie wird gewöhnlich wieder in die Gewinnung von ATP investiert. Im Fall der Schneeglöckchenzwiebel wird die freiwerdende Energie jedoch nicht immer in ATP gespeichert. Man sagt, die Zellatmung ist von der ATP-Synthese entkoppelt. So wird die Energie, die bei der Entstehung von Wasser freigesetzt wird, in Wärme umgewandelt.

Galantamin als Medikament gegen Morbus Alzheimer

Schneeglöckchen enthalten giftige Alkaloide, u. a. das Galantamin. Es wird industriell als Medikament gegen Alzheimer-Demenz produziert. Ein Symptom der Alzheimer'schen Krankheit ist eine Störung bestimmter Neurotransmitter im Gehirn.

Dabei wird das sog. Acetylcholin durch ein Enzym gespalten, so dass die Reizleitung zwischen den Nerven unterbrochen wird. Galanthamin kann dieses Enzym vorübergehend blockieren, was sich positiv auf die Symptomatik auswirkt.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande