Schneeglöckchen |

Die Bildung von Brutzwiebeln bedingt das Wachstum in Horsten

Blüten des Kleinen Schneeglöckchens

Schneeglöckchen können in ihren Zwiebeln Wärme produzieren
Die ca. 20 Arten umfassende Gattung, die ihren Ursprung in Mitteleuropa und angrenzenden Teilen Asiens hat, besteht durchweg aus krautigen Zwiebelpflanzen.
Im zeitigen Frühjahr treibt die Zwiebel aus und bildet zunächst meist zwei grundständige, parallelnervige Blätter. Aus deren Mitte wächst dann der Blütenschaft. Zunächst ist die Knospe von einem Hochblatt eingehüllt. Dieses wird dann vor dem Erblühen aufgebrochen und bleibt als einziges Blatt am Schaft erhalten. Aus Samen entstehende Schneeglöckchen brauchen 3 Jahre bis zur Blüte.
Die duftende Blüte besteht aus 2 Kreisen mit je 3 Blumenblättern. Die äußeren 3 sind weiß und spreizend, die inneren 3 sind viel kürzer, stehen eng röhrenförmig zusammen und tragen grüne Zeichnungen. Der Fruchtknoten ist aus 3 Fruchtblättern verwachsen. Die 6 in zwei Kreisen stehenden Staubblätter tragen spitze Staubbeutel, die eng zusammenstehen.
| Blütenformel: |
| * P3+3 A3+3 G(3) unterständig |
Nach der Bestäubung durch Insekten bildet sich aus dem Fruchtknoten eine Kapsel, die um die 25 Samen enthält. Die Samen besitzen ein für Ameisen attraktives Anhängsel, das Elaiosom. Es wird von ihnen verzehrt, wobei die Samen in die nähere Umgebung verschleppt werden. Des Weiteren vermehrt sich das Schneeglöckchen durch die Bildung von Brutzwiebeln. Diese entstehen in den Achseln der Zwiebelschuppen und trennen sich später von der Mutterzwiebel. Im nächsten Jahr treiben alle Zwiebeln wieder aus, sodass die Pflanzen in Gruppen wachsen, sog. „Horste" bilden.
Pflanzliche Wärmeproduktion
Die Zwiebeln der Schneeglöckchen können Temperaturen von 8–10 °C erzeugen. Damit schmelzen sie den Schnee und sorgen so für „freie Bahn", Sonnenlicht und ihre Wasserzufuhr.
Doch wie produzieren die
Zwiebeln Wärme? Um das zu verstehen, muss man ein wenig in die
Zellbiologie einsteigen:
Die Zwiebel speichert Stärke als
Reservestoff. Stärke besteht aus vielen miteinander verknüpften
Glucose-Molekülen, einer Zuckerart. Enzyme zerlegen die Stärke in viele
Glucose-Einheiten, die der sog. Glycolyse, einem Stoffwechselweg,
zugeführt werden. Hier wird die Glucose in zwei Moleküle Pyruvat
zerlegt. Dabei wird Energie frei. Diese wird in einem Molekül namens
ATP gespeichert.
Das Pyruvat wird im Citratcyclus, einem weiteren Stoffwechselweg, in Kohlendioxid umgewandelt. Dabei entstehen Verbindungen, die leicht Wasserstoff abgeben. Diese werden bei der Zellatmung gebraucht. Sie übertragen den Wasserstoff auf Sauerstoffmoleküle, so dass Wasser entsteht.
Die dabei freiwerdende Energie wird gewöhnlich wieder in die Gewinnung von ATP investiert. Im Fall der Schneeglöckchenzwiebel wird die freiwerdende Energie jedoch nicht immer in ATP gespeichert. Man sagt, die Zellatmung ist von der ATP-Synthese entkoppelt. So wird die Energie, die bei der Entstehung von Wasser freigesetzt wird, in Wärme umgewandelt.
Galantamin als Medikament gegen Morbus Alzheimer
Schneeglöckchen enthalten giftige Alkaloide, u. a. das Galantamin. Es wird industriell als Medikament gegen Alzheimer-Demenz produziert. Ein Symptom der Alzheimer'schen Krankheit ist eine Störung bestimmter Neurotransmitter im Gehirn.
Dabei wird das sog. Acetylcholin durch ein Enzym gespalten, so dass die Reizleitung zwischen den Nerven unterbrochen wird. Galanthamin kann dieses Enzym vorübergehend blockieren, was sich positiv auf die Symptomatik auswirkt.
Bedeutung des Artnamens
- nivalis: lat. nivalis = Schnee-
Interessantes am Rande
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Schneeglöckchen künden den nahenden Frühling an. Nicht nur Menschen erfreuen sich an dem Frühblüher, sondern sie sind auch eine der ersten Nektarquellen für Insekten.
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Die im Emsland wild wachsenden Schneeglöckchen sind verwilderte Gartenflüchtlinge, ursprünglich kamen sie bei uns nicht vor. Vermutlich wurden sie Mitte des 16. Jh. als Zierpflanzen eingeführt.
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Es existieren über 500 verschiedene Zuchtformen des Schneeglöckchens, die sich oft nur geringfügig unterscheiden. Allerdings gibt es auch Formen mit gefüllten Blüten, enorm großen Blüten oder Pflanzen, deren innere Blumenblätter rein grün sind.
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Galanthus regina-olgae ist ein herbstblühendes Schneeglöckchen.