Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Wasserdoste

Eupatorium cannabinum, Gewöhnlicher Wasserdost, Blütenstand

Dichter, doldenrispiger Körbchenstand des Wasserdosts


Eupatorium cannabinum, Gewöhnlicher Wasserdost, Körbe

Blütenkörbe mit Hüllen


Eupatorium cannabinum, Gewöhnlicher Wasserdost, Früchte

Die Achänen des Wasserdosts besitzen einen weißen, borstigen Pappus

 

Eupatorium L: Eupator war ein Beiname mehrerer pontischer und syrischer Könige und bedeutet „von edlen Ahnen". Nach Plinius war Eupatoria eine königliche Entdeckung. Seiner Beschreibung nach und der des Dioskurides handelte es sich, wie man schon früh vermutete, um den Odermennig. Linné entschied sich jedoch im Sinne von Avicenna, einem persischen Gelehrten um 1000 n. Chr., der in den alten Aufzeichnungen einen Wasserdost vermutete, und etablierte die Gattung 1754 in seinem Werk Genera Plantarum. Für den Odermennig wählte er den Namen Agrimonia. Der deutsche Name bezieht sich auf den Standort und auf die leichte Ähnlichkeit der Blüten mit dem Dost (Origanum).

Die mit knapp 50 Arten in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika vorkommende Gattung besteht aus einjährigen bis ausdauernden Kräutern oder Sträuchern mit Rhizomen oder verdickten Stängelbasen und aufrechten Stängeln, die meist erst im Bereich des Köpfchenstands verzweigen. Die gegen-, im oberen Teil manchmal auch wechselständigen, selten quirlig angeordneten, gestielten oder sitzenden Blätter sind einfach oder gelappt bzw. gefiedert. Der Blattrand ist glatt oder gezähnt.

Die strahlenlosen, kleinen, weißen, rosafarbenen oder violetten Blütenkörbe sind in schirmrispigen oder ährigen Köpfchenständen arrangiert. Der Körbchenboden ist flach oder leicht gewölbt und kahl. Die längliche Hülle besteht aus 2–5 Reihen mehr oder weniger schuppenförmig angeordneter, meist unterschiedlich langer, elliptischer bis lanzettlicher Hüllblätter.

Die zwittrigen, glocken- oder trichterförmigen Röhrenblüten, von denen meist nur ca. 5 pro Blütenkorb vorhanden sind, sind 5-zähnig und außen drüsig. Die Griffelbasis ist manchmal erweitert und meist dünn flaumig behaart, die beiden Narbenäste sind meist fädlig und ragen weit aus der Röhre heraus. Die Staubfäden sind im oberen Teil (Antheropodium) zylindrisch und die Konnektivanhängsel (Struktur an der Spitze der Staubbeutel, zwischen den beiden Theken) sind groß, dreieckig oder eiförmig.

Nach Selbstbestäubung oder Bestäubung durch Fliegen, Schwebfliegen, Tagfalter, Bienen, Hummeln oder Käfer bildet sich eine schwarze oder bräunliche, meist 5-kantige, 5-rippige, meist kahle und meist drüsige Nussfrucht (Achäne) mit einem einzigen Kreis borstiger, rauer, weißlicher Flughaare (Pappus)

Blütenformel:
* K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Geitonogamie

Unter Geitonogamie oder Nachbarbestäubung versteht man die Bestäubung einer Blüte mit Pollen, die zwar von derselben Pflanze, aber von einer benachbarten Blüte stammen, und unter selbstkompatiblen Pflanzen vermutlich weit verbreitet ist. Funktionell handelt es sich dabei um Fremdbestäubung, da die Pollen einen Überträger benötigen (Insekten oder Wind), genetisch betrachtet handelt es sich jedoch um Selbstbestäubung. Bei Eupatorium kommt eine Sonderform Geitonogamie vor: Die Narbenäste, deren Fegehaare mit Pollen besetzt sind, können die Narben der benachbarten Blüten aufgrund ihrer Länge direkt bestäuben.

Eine nahe Verwandte: Stevia

Die einen natürlichen Süßstoff liefernde Stevie (Stevia rebaudiana) wurde 1887 von Bertoni als Eupatorium rebaudianum erstbeschrieben. Der Artname geht auf den Chemiker Ovidio Rebaudi zurück, der die Stevia-Glycoside, die 200- bis 300-mal süßer sind als Zucker, als erster isolierte. 

1905 verschob Bertoni die Art aufgrund des Pappus, der aus Schuppen und wenigen Borsten beseht, in die von Cavanilles 1797 etablierte Gattung Stevia, die nach dem spanischen Botaniker Pedro Jaime Esteve benannt ist.

Nutz- und Heilpflanzen

Zuchtformen von Eupatorium maculosum und E. rugosum werden als Gartenpflanzen gehandelt und sollen Bienen und Schmetterlinge anlocken.

Die Blüten und Blätter des in Nordamerika beheimateten Durchwachsenblättrigen Wasserdosts (Eupatorium perfoliatum) wurde schon von den Ureinwohnern zum Fieber senken verwendet.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) berichtete über das Eupatorion, es würde auch Hepatorion oder Hepatitis genannt. Die an der Spitze gezähnten Blätter würden denen des Kriechenden Fingerkrauts (Potentilla reptans) ähneln, aber mehr denen des Hanfs. Kraut und Samen in Wein getrunken würden gegen Ruhr und Schlangenbisse helfen.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schrieb über die Eupatoria, sie habe einen holzigen Stängel und die Blätter ständen je zu fünft, wie beim Hanf. Ihre Samen würden erfolgreich gegen Ruhr angewandt. Sowohl Dioskurides als auch Pinius beschrieben nach heutiger Kenntnis den Gewöhnlichen Odermennig (Agrimonia eupatoria).

Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte den Wasserdost in erster Linie unter den Namen Kunigundkraut und Hirssenklee, da sich verwundete Hirsche (Hirssen) damit heilen würden. Es habe keinen lateinischen Namen, aber Apotheker würden es, nicht ohne großen Irrtums, Eupatorium nennen. Hieran lässt sich gut erkennen, dass schon in der frühen Neuzeit bekannt war, dass mit Plinius’ Eupatoria eine andere Pflanze gemeint war.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande