Ruhrkräuter |

Habitus des Sumpf-Ruhrkrauts

Während und nach der Fruchtzeit sind die Hüllblätter ausgebreitet oder zurückgebogen
Die Systematik der Ruhrkräuter befindet sich noch im Fluss. Einige Arten aus dem tropischen Amerika und einzelne asiatische Sippen sind noch nicht genau klassifiziert, so dass die Artenzahl meist mit 80–100 angegeben wird. Einige Autoren sprechen von bis zu 300 Arten. Diese Zahl darf man vermutlich als grob geschätzt annehmen. Wird die Gattung sehr eng gefasst, kommt man auf knapp 40 Arten. Folgt man dieser Systematik, so müssten die meisten heimischen Ruhrkräuter zur Gattung Omalotheca gestellt werden.
Die auf allen Kontinenten beheimateten, meist Pfahlwurzeln ausbildenden Ruhrkräuter sind einjährige bis ausdauernde, filzig behaarte Kräuter mit aufrechten, manchmal stark verzweigten Stängeln und wechselständig angeordneten, einfachen, ganzrandigen, sitzenden, beidseitig behaarten Blättern.
Die kleinen, kurz gestielten bis fast sitzenden, ausschließlich aus Röhrenblüten bestehenden, gelblichen, purpurfarbenen oder bräunlichen Blütenkörbe stehen in end- oder achselständigen Knäueln, Zymen oder Ähren, selten einzeln. Der meist grubige Körbchenboden ist flach, konisch oder gewölbt. Die häutigen, meist eiförmigen oder länglichen, weißlichen, gelblichen oder braunen Hüllblätter stehen in 2–5 Reihen, wobei sie nach innen hin graduell an Größe zunehmen. Sie formen eine glocken- oder eiförmige Hülle und sind zur Fruchtzeit sternförmig ausgebreitet bzw. zurückgebogen.
Die äußeren meist 40–100 Röhrenblüten stehen in mehreren Kreisen und sind ausschließlich weiblich und besitzen fädliche Röhren die kurz 5-zähnig oder 3- bis 4-lappig sind. In der Mitte des Blütenkorbs stehen 4–7 zwittrige, 5-zähnige oder 5-lappige Röhrenblüten mit einer etwas breiteren Kronröhre. Blüten am Grund ohne Spreublätter. Nach Insekten- oder Selbstbestäubung bilden sich aus den Fruchtknoten 0,5 bis 1,5 mm lange, 4-kantige oder abgeflachte, längliche, spärlich behaarte Nussfrüchte (Achänen) mit einem einreihigen Pappus.
Blütenformel: |
* K=Pappus C(5) G(2) unterständig
bzw. * K=Pappus [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig |
Historische Veröffentlichungen
Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) und Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieben über Gnaphalium bzw. Gnaphalion, es habe weiche weiße Blätter, die anstelle von Stopfwerk verwendet würden, und sich gut dafür eigneten. In Wein getrunken helfe es gegen Durchfall. Heute wird die Pflanze meist als Achillea maritima gedeutet.
Leonhart Fuchs (1501–1566) berichtete über das „Rhurkraut", es würde auch Gnaphalium oder Centunculum genannt. Es helfe in herbem Wein getrunken gegen die Rote Ruhr. Er teilte die Art in zwei Geschlechter auf: eines habe relativ breite, weiße Blätter, das andere schmalere und weniger weiße bzw. graue Blätter. Die Geschlechter seien sich aber sehr ähnlich und würden meist an trockenen Plätzen wachsen. Der im Buch abgebildeten Zeichnung nach meinte Fuchs das Deutsche Filzkraut (Filago vulgaris).
Bedeutung des Artnamens
- uliginosus: lat. uliginosus = moorig, sumpfig, feucht
Interessantes am Rande
Die 1994 von Tzvelev im Biulleten Moskovskogo Obshchestva Ispytatelei Prirody etablierte Gattung Laphangium (Scheinruhrkräuter) ist ein Anagramm des Wortes „Gnaphalium".