Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Mauerpfeffer, Fetthennen

Sedum acre, Scharfer Mauerpfeffer

Der Scharfe Mauerpfeffer bildet dichte, blütenreiche Teppiche


Sedum acre, Scharfer Mauerpfeffer

Die eiförmigen Blätter von Sedum acre sind am Grund nicht gespornt


Der Weiße Mauerpfeffer (Sedum album) wird häufig als Zierpflanze für Steingärten verwendet

 

Sedum Linné: Die Etymologie von Sedum führt zurück auf lat. sedere (sitzen). Auf Pflanzen bezogen bedeutete das, dass sie niedrig bleiben und in die Breite wachsen. Sedum, das bei antiken Autoren für verschiedene Dickblattgewächse verwendet wird, findet sich schon in den Schriften des Hippokrates (ca. 460 v. Chr.) und wurde von Linné für die Fetthennen benutzt. 1754 beschrieb er die Pflanzengattung wissenschaftlich in seinem Werk Genera Plantarum.

Mauerpfeffer heißt die Pflanze, weil ihre Blätter scharf schmecken und oft an Mauern oder Felsen wächst. „Fetthenne" oder auch „Fette Henne", bezieht sich auf die sukkulenten Blätter.

Bei der ca. 470 Arten zählenden Gattung handelt es sich um einjährige bis ausdauernde, krautige Pflanzen oder Halbsträucher mit wasserspeichernden, dicken, meist ganzrandigen, meist unbehaarten Blättern die an der Basis oft gespornt sind.

Die Stängel sind fleischig und tragen eine oder viele meist zwittrige und oft 5-zählige Blüten, die meist gelb sind aber auch weiß oder rötlich sein können. Die Staubblätter, von denen meist doppelt so viele wie Kronblätter vorhanden sind, stehen meist in zwei Kreisen. Die Fruchtblätter entsprechen in der Anzahl häufig denen der Kronblätter und stehen frei oder sind an der Basis verwachsen. Es werden mehrsamige Balgfrüchte oder Sammelbalgfrüchte gebildet.

Blütenformel meist:
* K5 C5 A5+5 G5 oberständig

Die Gattung ist in der nördlichen Hemisphäre in den gemäßigten und subtropischen Zonen, vor allem in Nordamerika weit verbreitet, kommt aber ebenso in Südamerika und Afrika vor.

Sequenzierungen der Chloroplasten-DNA von van Ham erlaubten 1995 die Einteilung der Gattung in zwei Subgenera durch Henk t'Hart: Gormania und Sedum. Einige Arten wurden aufgrund dieser Ergebnisse sogar von Sedum abgetrennt und in eigene Gattungen überführt, wie das Sedum-telephium-Aggregat (heute Hylotelephium).

Historische Veröffentlichungen

Hippokrates (ca. 460 v. Chr.) empfahl Sedum als Mittel gegen Schwellungen und Entzündungen und zur Einleitung der Menstruation.

Auch bei Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) erscheint an einigen Stellen Sedum, mit denen in erster Linie Sempervivum-, also Hauswurz-Arten gemeint sind.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschrieb drei sukkulente Aeizoon-Arten. Mit den ersten beiden sind evtl. Hauswurze gemeint, die letzte stellt vermutlich Sedum stellatum, den Sternförmigen Mauerpfeffer dar. Er habe raue, dem Portulak ähnliche Blätter und wachse an Felsen.

Leonhart Fuchs (1501–1566) unterscheidet Männchen und Weibchen der „Klein Haußwurtz" (Sedum reflexum, Felsen-Fetthenne und Sedum album, Weiße Fetthenne) und trennt sie von der „Groß Haußwurtz" (Sempervivum tectorum, Dach-Hauswurz) ab.

Ein drittes Geschlecht bilde das „Katzentreüblin oder Maurpfeffer" (Sedum acre), von vielen Vermicularem minore (kleines Würmchen) genannt, weil seine Blättchen einem kleinen, runden, kugeligen Würmchen ähnlich seien.

Den „groß und klein Haußwurtzen" schreibt Fuchs ähnliche Wirkungen zu. Sie würden stark kühlen und zusammenziehen und empfiehlt sie bei Rotlauf, Entzündungen der Augen, Gicht und Geschwüren. Mit Wein eingenommen vertreibe er die „runden langen Würm" und stille den Frauen ihre Krankheit „an den heymlichen Orten zusich genomen".

Der Mauerpfeffer wärme und zerfresse die Haut. Fuchs schreibt, es wundere ihn sehr, dass die gewöhnlichen Kräuterkundigen und auch viele gelehrte Ärzte ihm die gleiche Wirkung wie den anderen Hauswurzen zuschreibe, obwohl es doch brennend und scharf auf der Zunge sei und deshalb ihre Kraft und Wirkung zu kühlen nicht besitzen könne.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande