Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Beifuß, Wermut, Estragon

Artemisia absinthum, Wermutkraut

Blütenstand des Wermuts (Artemisia absinthium)


Artemisia pontica, Pontischer Beifuß

Der Pontische Beifuß (Artemisia pontica) wird gelegentlich als Zierpflanze angebaut.


Artemisia vulgaris, Gewöhnlicher Beifuß, Blüten

Blütenstand des Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris)

 

Artemisia L.: Artemisia ist eine Gattung, die im Deutschen keine eindeutige Entsprechung hat. Auch Edelraute, Eberraute und Wurmsamen sind Vertreter der Gattung, die nach der Göttin der Jagd, der Waldtiere und der Frauen und Kinder, Artemis, benannt ist. Da das Taxon viele Heilkräuter, die gegen Frauenkrankheiten oder bei der Entbindung verwendet werden bzw. wurden beinhaltet, bot sich der Name der Schutzgöttin der Frauen als Namenspatronin an, der bereits bei Plinius und Dioskurides auftaucht.

Die hauptsächlich in Eurasien und Nordamerika beheimatete, etwa 400 Arten zählende Gattung besteht aus einjährigen bis ausdauernden, oft aromatisch duftenden Kräutern oder Sträuchern. Der meist aufrechte, oft verzweigte Stängel trägt wechselständige, geteilte oder zusammengesetzte, gefingerte oder einfache, keil- oder spatelförmige, eiförmige bis lanzettliche Blätter, die am Grund der Pflanzen oft gestielt, im oberen Teil sitzend sind.

Die gelben, bräunlichen oder grünlichen Blütenkörbe sind meist klein und bestehen nur aus Röhrenblüten. Die randständigen, 2- bis 4-zähnigen Blüten sind ein- bis zweireihig angeordnet, manchmal fädlich und immer weiblich, oft mit herausragenden, 2-spaltigen Griffeln, während die mittleren männlich oder zwittrig sind und eine 5-zähnige Röhre besitzen, wobei die Griffel länger oder kürzer als die Kronröhre sein können. Im Zentrum der Köpfchen können auch sterile Blüten vorkommen. Die 5 zu einer Röhre verbundenen Staubbeutel sind länger als die Staubfäden, die am Grund 2 Anhängsel besitzen.

Die gestielten oder sitzenden Blütenkörbe stehen in beblätterten Trauben, Rispen oder Ähren und besitzen eine ei-, glocken- oder halbkugelförmige Hülle, die aus mehreren Reihen krautigen, häutigen oder hautrandigen Blättchen besteht. Der flache oder gewölbte Blütenboden zeigt keine Spreublätter.

Nach Wind- oder seltener Insektenbestäubung bildet sich eine flache, längliche Achäne, oft mit undeutlichen Rippen und meist ohne oder zu einem kleinen Kragen reduzierten Flugapparat (Pappus).

Blütenformel:
* K0 C(5) G(2) unterständig bzw.
* K0 [C(5) A5(verklebt)] G(2) unterständig

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) berichtete über das Apkinthion (Artemisia absinthium), dass manche Schafe keinen Wermut fressen würden. Die am Schwarzen Meer aber würden davon fetter und fetter, weil, wie manche behaupteten, sie keine Galle besäßen.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) kannte 3 verschiedene Abnsinthion: Für den Wermut (Artemisia absinthium) erwähnte er zahlreiche Rezepte und Heilwirkungen, z. B. sei er verdauungsfördernd und harntreibend. Mit Wein getrunken helfe der gegen den Biss der Spitzmaus und des Meerdrachens. In Schränken aufgehängt wirkten die Blätter gegen Mottenfraß. Strand-Beifuß (Artemisia maritima) wirke mit Reis oder Linsen gekocht gegen Würmer. Beiseran (Artemisia judaica) gleiche dem Wermut, sei aber weniger samenreich.

Vom Abrotonon schreibt er, es gäbe eine männliche Art (Artemisia arborescens, Strauch-Beifuß) und eine weibliche (Artemisia abrotanum, Eberraute). Ihren Samen, gekocht oder mit Wasser zerrieben, schrieb er viele Heilwirkungen zu.

Weiterhin führt Dioskurides zwei Artemisia-Arten an: Eine mit vielen Zweigen, womit wohl wieder A. arborescens gemeint ist und eine einfache (A. campestris). Beide würden als Sitzbad die Menstruation fördern und die Nachgeburt austreiben, sowie den Embryo. Auch helfe es gegen Gebärmutterverschluss und Harnsteine.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) erwähnt Ähnliches wie Dioskurides, behauptet aber, dass der Artname auf die Gemahlin des Maussolos zurückzuführen sei. Ferner schreibt er, wer Artemisia bei sich trage, sei vor schlechten Arzneien, Sonnenhitze und wilden Tieren geschützt. Artemisia und Salbei, am Körper angebunden, solle Fußgänger nicht ermüden lassen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl Wermut gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Schmerzen. Z. B. gegen Kopfschmerzen, Würmern in den Ohren, Gicht, Zahnschmerzen und Lähmungen. Die Eberraute heile Grind und Räude, mit altem Fett und Baumöl helfe sie gegen Gicht.

Leonhart Fuchs (1501–1566) erwähnte eine „Staubwurtz", von der es Männchen (Eberraute) und Weibchen (Pontischer Wermut) gäbe. Das Kraut unter das Kissen gelegt, würde die Lust der Frauen steigern. Wermutsaft in die Tinte gegossen, schütze ein Buch vor Mäusefraß.

Nutz-, Heil- und Zierpflanzen

Bedeutung des Artnamens