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Gänseblümchen

Bellis perennis, Gänseblümchen, Tasso

Bellis perennis 'Tasso Deep Rose'

 

Bellis perennis L.: Angeblich ist das Gänseblümchen die einzige Pflanzenart, von der man so viel pflücken darf, wie man will.

In Wahrheit jedoch ist jede Pflanze mehr oder weniger geschützt. Es ist also nicht erlaubt, alle Gänseblümchen der Welt auszureißen, einmal davon abgesehen, dass das nie zu schaffen wäre.

Aber natürlich darf man ohne Bedenken Gänseblümchen pflücken, z. B. um daraus Kränze zu binden oder sie als Liebesorakel zu rupfen.

Als alte Heilpflanze sollte das Gänseblümchen äußerlich und innerlich bei allerlei Krankheiten helfen, allerdings spielt es in der heutigen Medizin keine Rolle mehr. Eine Ausnahme bildet die Homöopathie.

Die Blätter und Blüten des Gänseblümchens sind essbar und eigenen sich als Zugabe und Dekoration von Salaten. Eingelegt in Essig können die Knospen als Kapernersatz dienen. Die gekochten Blätter ergeben ein vitaminreiches Gemüse. In großen Mengen genossen entfaltet das Gänseblümchen jedoch eine schwache Giftwirkung.

Die inneren gelben Röhrenblüten sind zwittrig und vormännlich (d. h. die Staubblätter reifen vor den Fruchtblättern), die äußeren, meist weißen Zungenblüten sind weiblich.

Bellis perennis, Gänseblümchen

Die Blätter und Stängel des Gänseblümchens sind fein behaart

 

Nach der Befruchtung entstehen die für Korbblütler charakteristischen Früchte (Achänen). Beim Gänseblümchen besitzen diese kein Flugorgan, sondern werden nur vom Wind etwas verstreut. Werden sie von Tieren gefressen, können sie unbeschadet den Magen-Darm-Trakt passieren.

Die nur ca. 1 mm großen Samen können sich hervorragend in käuflichem Saatgut verstecken und haben sich auf diese Weise über alle Kontinente verbreitet. Ungeschlechtlich vermehrt sich das Gänseblümchen, indem es aus dem Wurzelstock austreibt.

Phototropismus und Thermonastie

Wie die Sonnenblume richtet das Maßliebchen den Blütenkorb der Sonne entgegen. Abends und bei regnerischem Wetter werden die Blütenköpfe geschlossen und nehmen eine nickende Haltung ein. Die Bewegung der Blütenköpfe beruht auf Phototropismus: In diesem Fall wächst das Gewebe der lichtabgewandten Seite schneller, als das der lichtexponierten Seite. Die Bewegung der Zungenblüten beruht auf Thermonastie: Im Fall der Blütenöffnung ist es so, dass die Oberfläche der Zungenblüten bei Wärme schneller wächst als die Unterseite. Bei Kälte wächst die Unterseite schneller.

Historische Veröffentlichungen

Leonhart Fuchs (1501–1566) behandelt die Gänseblümchen in einem Kapitel gemeinsam mit der Wiesen-Margerite. Die Maßlieben, so schreibt er, seien zweierlei Geschlechts, eines groß (Margerite) und eines klein (Gänseblümchen). Letztere Art teilt er in eine wilde und eine gezüchtete Form ein, die Monatsblume genannt werde. Sie gäbe es in vielen Sorten: gefüllt, ungefüllt, weiß, rot oder weiß-rot. Es würde Bellis minor hortensis genannt. Die wilde Form, die Bellis minor sylvestris genannt werde, nenne man auch Zeitlößlin. Ihre rundlichen oder länglichen Blätter seien auf der Erde ausgebreitet und die würden denen des Nagelkrauts (Polycarpon) ähneln.

Die Knospen der Maßlieben säßen an spannenlangen, dünnen, runden Stängeln. Die Blüten beständen aus 3–25 Blättern, die um „den Apfel“ (gelbes Zentrum) herum ständen. Gänseblümchen seien ein gutes Heilkraut gegen Pickel und „zerbrochene Hirnschalen“. Zerstoßene Blätter würden Wunden heilen.