Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Tragant

Astragalus glycophyllos, Süß-Tragant, Bärenschote, Blüten

Blüten und Blatt des Süß-Tragants (Astragalus glycophyllos)


Astragalus glycophyllos, Süß-Tragant, Bärenschote, Schoten

Die Bärentatzen ähnlichen Früchte des Süß-Tragants führten zu dem Namen "Bärenschote"


Astragalus cicer, Kichererbse

Früchte der Kichererbse (Astragalus cicer)


Astragalus Linné: Bereits bei Theophrast (371–287 v. Chr.) erscheint eine Gummi führende Tragant-Art namens Tragacanth (wörtlich „Bocksdorn") s. u., aus dem sich die deutsche Bezeichnung ableitet. Bei Plinius und Dioskurides (beide 1. Jh. nach Chr.) wird Astragalus bzw. Astragalos erwähnt. Astragali waren im Altertum kleine Knochen, die wie Würfel verwendet wurden, und soll sich auf die Samenform mancher Tragant-Arten beziehen. Linné beschrieb die Gattung 1754 in Genera plantarum.

Die bis auf Australien weltweit vertretene Gattung mit ca. 20.000 Arten kommt schwerpunktmäßig in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel vor. Sie ist die größte Gattung innerhalb der Gefäßpflanzen.

Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde Kräuter oder stark verzweigte (Zwerg)Sträucher. An der Basis der Neben- und Hochblätter finden sich häufig kleine Drüsen, die Laubblätter sind oft gefiedert, selten bestehen sie aus nur einem oder drei Blättern. Die manchmal mit einem kleinen Vorblatt versehenen Blüten stehen meist in achselständigen Trauben bzw. Ähren, seltener sind sie doldig oder kopfig angeordnet.

Die 5 violetten, rötlichen, weißen, gelben oder grünlichen Kronblätter besitzen eine schmale, als Nagel bezeichnete Blattbasis und eine breitere Platte. Die Fahne ist an der Spitze oft ausgerandet oder gerundet und die Flügel sind an der Basis geöhrt und hängen mit dem Schiffchen zusammen. Die Nägel der Flügel sind meist mit den Staubfäden verbunden. Auch die 10 Staubfäden sind untereinander verbunden, meist bleibt aber das obere Staubblatt freistehend (= diadelphisch, „zweibrüderig"). Der oberständige Fruchtknoten besteht nur aus einem einzigen Fruchtblatt und trägt einen geraden oder schwach gebogenen Griffel. Der glocken- oder röhrenförmige Kelch besitzt 5 kurze Zähne.

Blütenformel meist:
↓ K(5) C3+(2) A(10) G1 oberständig

Nach der Bestäubung durch Bienen und Hummeln entwickeln sich sitzende oder gestielte, durch eine falsche Scheidewand 2-fächrige, oft „aufgeblasene" Hülsenfrüchte, die oben meist eine Rille (Bauchnaht) und unten einen Kiel (Rückennaht) aufweisen. Die Samen sind rechteckig bis nierenförmig und besitzen einen relativ langen Stiel.

Gewinnung und Verwendung von Traganth

Einige wildwachsende, strauchförmige Astragalus-Arten, hauptsächlich A. gummifer, aber auch A. adscendens, A. pycnocladus usw., liefern einen Lebensmittelzusatzstoff: den Traganth (E413). Zu dessen Gewinnung werden Längsschnitte in den Stamm und die oberen Wurzeln getätigt. Der austretende Saft trocknet an der Luft und besitzt dann eine gummiartige Konsistenz. Er wird nach wenigen Tagen geerntet und meist zu Pulver verarbeitet.

Traganth wird in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel eingesetzt. Es erhöht die Viskosität und macht die Speisen sämiger. Traganth kommt z.B. in Fertigsuppen, Soßen, Desserts, Eiscreme oder Schmelzkäse vor, wird aber auch in der Pharmazie zur Herstellung von Tabletten verwendet.

In pulverisierter Form dient Traganth als Haftmittel für die Dritten Zähne und macht Zahnpasta dickflüssiger. Auch Druck- und Wasserfarben werden mit Traganth versetzt.

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb in seiner Naturgeschichte der Gewächse unter Anderem über gummihaltige Pflanzensäfte: „.... Man sagt, aus dem „Indischen Akantha" käme etwas Ähnliches wie Myrrhe. Eine entsprechende Substanz formt der Mastix, und aus einer dornigen Pflanze, Ixine (Atractylis gummifera) genannt, wird Mastix-Gummi gemacht. Alle diese besitzen einen Duft. Im Allgemeinen duften diejenigen, die eine klebrige Substanz enthalten und fetthaltig sind, während die, die nicht fetthaltig sind, keinen Geruch haben, so wie das Gummi und der Saft, der aus der Mandel strömt. Die Ixine Kretas besitzt auch ein Gummi, und so wurde die Pflanze Tragacanth genannt." (Tragacanth wurde gebildet aus gr. Tragos (Bock) und Akantha (Stachel, Dorn); schon in der Antike waren Ziegen und Schafe weit verbreitete Weidetiere auf Kreta).

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schreibt über „Tragakantha" (ein Tragant, nicht näher bestimmbar), die Wurzel sei breit und holzig und schaue aus der Erde heraus. Wenn man sie anschneide, sammle sich darüber ein Gummi, das bei Augenleiden, gegen Husten, Nasenbluten und mit Wein und gebranntem Hirschhorn vermischt gegen Blasen- und Nierenschmerzen helfen soll.

Über „Astragalos" schreibt er, es sei ein kleiner Strauch mit rettichartiger Wurzel und erbsenähnlichen Blättern und Zweigen. Die purpurfarbenen Blüten seien klein. Die Wurzel heile in Wein getrunken Bauchfluss und sei harntreibend. Aufgestreut helfe sie bei Geschwüren und sei blutstillend. Mit dieser Beschreibung könnte Lathyrus digitatus, die Fingerblättrige Platterbse oder Astragalus gummifera, der Gummiliefernde Tragant gemeint sein.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) berichtet von einem Tragion genannten Strauch auf Kreta (ein Astragalus), er ähnele der Pistazie und sei ein Mittel gegen Pfeilwunden. Ebenfalls käme auf Kreta die Tragakanthe vor, sie würde der in Medien oder Achaia wachsenden stark vorgezogen und koste 3 Denar pro Pfund.
Über Astragalus schrieb er Ähnliches wie Dioskurides.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande