Tragant |

Blüten und Blatt des Süß-Tragants (Astragalus glycophyllos)

Die Bärentatzen ähnlichen Früchte des Süß-Tragants führten zu dem Namen "Bärenschote"

Früchte der Kichererbse (Astragalus cicer)
Die bis auf Australien weltweit vertretene Gattung mit ca. 20.000 Arten kommt schwerpunktmäßig in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel vor. Sie ist die größte Gattung innerhalb der Gefäßpflanzen.
Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde Kräuter oder stark verzweigte (Zwerg)Sträucher. An der Basis der Neben- und Hochblätter finden sich häufig kleine Drüsen, die Laubblätter sind oft gefiedert, selten bestehen sie aus nur einem oder drei Blättern. Die manchmal mit einem kleinen Vorblatt versehenen Blüten stehen meist in achselständigen Trauben bzw. Ähren, seltener sind sie doldig oder kopfig angeordnet.
Die 5 violetten, rötlichen, weißen, gelben oder grünlichen Kronblätter besitzen eine schmale, als Nagel bezeichnete Blattbasis und eine breitere Platte. Die Fahne ist an der Spitze oft ausgerandet oder gerundet und die Flügel sind an der Basis geöhrt und hängen mit dem Schiffchen zusammen. Die Nägel der Flügel sind meist mit den Staubfäden verbunden. Auch die 10 Staubfäden sind untereinander verbunden, meist bleibt aber das obere Staubblatt freistehend (= diadelphisch, „zweibrüderig"). Der oberständige Fruchtknoten besteht nur aus einem einzigen Fruchtblatt und trägt einen geraden oder schwach gebogenen Griffel. Der glocken- oder röhrenförmige Kelch besitzt 5 kurze Zähne.
Blütenformel meist: |
↓ K(5) C3+(2) A(10) G1 oberständig |
Nach der Bestäubung durch Bienen und Hummeln entwickeln sich sitzende oder gestielte, durch eine falsche Scheidewand 2-fächrige, oft „aufgeblasene" Hülsenfrüchte, die oben meist eine Rille (Bauchnaht) und unten einen Kiel (Rückennaht) aufweisen. Die Samen sind rechteckig bis nierenförmig und besitzen einen relativ langen Stiel.
Gewinnung und Verwendung von Traganth
Einige wildwachsende, strauchförmige Astragalus-Arten, hauptsächlich A. gummifer, aber auch A. adscendens, A. pycnocladus usw., liefern einen Lebensmittelzusatzstoff: den Traganth (E413). Zu dessen Gewinnung werden Längsschnitte in den Stamm und die oberen Wurzeln getätigt. Der austretende Saft trocknet an der Luft und besitzt dann eine gummiartige Konsistenz. Er wird nach wenigen Tagen geerntet und meist zu Pulver verarbeitet.
Traganth wird in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel eingesetzt. Es erhöht die Viskosität und macht die Speisen sämiger. Traganth kommt z.B. in Fertigsuppen, Soßen, Desserts, Eiscreme oder Schmelzkäse vor, wird aber auch in der Pharmazie zur Herstellung von Tabletten verwendet.
In pulverisierter Form dient Traganth als Haftmittel für die Dritten Zähne und macht Zahnpasta dickflüssiger. Auch Druck- und Wasserfarben werden mit Traganth versetzt.
Historische Veröffentlichungen
Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb in seiner Naturgeschichte der Gewächse unter Anderem über gummihaltige Pflanzensäfte: „.... Man sagt, aus dem „Indischen Akantha" käme etwas Ähnliches wie Myrrhe. Eine entsprechende Substanz formt der Mastix, und aus einer dornigen Pflanze, Ixine (Atractylis gummifera) genannt, wird Mastix-Gummi gemacht. Alle diese besitzen einen Duft. Im Allgemeinen duften diejenigen, die eine klebrige Substanz enthalten und fetthaltig sind, während die, die nicht fetthaltig sind, keinen Geruch haben, so wie das Gummi und der Saft, der aus der Mandel strömt. Die Ixine Kretas besitzt auch ein Gummi, und so wurde die Pflanze Tragacanth genannt." (Tragacanth wurde gebildet aus gr. Tragos (Bock) und Akantha (Stachel, Dorn); schon in der Antike waren Ziegen und Schafe weit verbreitete Weidetiere auf Kreta).
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schreibt über „Tragakantha" (ein Tragant, nicht näher bestimmbar), die Wurzel sei breit und holzig und schaue aus der Erde heraus. Wenn man sie anschneide, sammle sich darüber ein Gummi, das bei Augenleiden, gegen Husten, Nasenbluten und mit Wein und gebranntem Hirschhorn vermischt gegen Blasen- und Nierenschmerzen helfen soll.
Über „Astragalos" schreibt er, es sei ein kleiner Strauch mit rettichartiger Wurzel und erbsenähnlichen Blättern und Zweigen. Die purpurfarbenen Blüten seien klein. Die Wurzel heile in Wein getrunken Bauchfluss und sei harntreibend. Aufgestreut helfe sie bei Geschwüren und sei blutstillend. Mit dieser Beschreibung könnte Lathyrus digitatus, die Fingerblättrige Platterbse oder Astragalus gummifera, der Gummiliefernde Tragant gemeint sein.
Plinius
(ca. 23–79 n. Chr.) berichtet von einem Tragion
genannten Strauch auf Kreta (ein Astragalus), er
ähnele der Pistazie und sei ein Mittel gegen Pfeilwunden. Ebenfalls
käme auf Kreta die Tragakanthe vor, sie würde der
in Medien oder Achaia wachsenden stark vorgezogen und koste 3 Denar pro
Pfund.
Über Astragalus schrieb er
Ähnliches wie Dioskurides.
Bedeutung des Artnamens
- glycophyllos: gr. glycos = süß, gr. phyllos = Blatt (süßblättrig)
Interessantes am Rande
Aus den erbsenähnlichen, gerösteten Samen von Astragalus boeticus, der Kaffee-Wicke, kann ein Kaffee-Ersatz hergestellt werden.
Die Bärenschote (Astragalus glycyphyllos) verdankt ihren Namen den klauenartig angeordneten Früchten, die botanisch keine Schoten sind, sondern Hülsen.
Tragant wird bereits in der Bibel erwähnt, so z. B. im 1. Buch Mose, Kapitel 37, Vers 24 (Einheitsübersetzung): Als sie dann beim Essen saßen und aufblickten, sahen sie, dass gerade eine Karawane von Ismaelitern aus Gilead kam. Ihre Kamele waren mit Tragakant, Mastix und Ladanum beladen. Sie waren unterwegs nach Ägypten.
Die Wurzel des Chinesischen Tragants (Astragalus propinquus) wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Stärkung des Immunsystems oder bei Diabetes mellitus verwendet.