Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Platterbsen

Lathyrus sylvestris, Wilde Platterbse, Blütenstand

Blüten der Wilden Platterbse (Lathyrus sylvestris)


Lathyrus latifolius, Breitblättrige Platterbse, Blütenstand

Blütenstand der Breitblättrigen Platterbse (Lathyrus latifolius)


Lathyruspratensis, Wiesen-Platterbse, Zeichnung

Lathyrus pratensis aus English botany, or, coloured figures of British plants with their characters, synonyms and places of grows (1800, Band 10) von James Sowerby und Sir James Edward Smith


Lathyrus pratensis, Wiesewn-Platterbse, Blütenstand

Traube der Wiesen-Platterbse (Lathyris pratensis)


Lathyrus Linné: Der wissenschaftliche Name erscheint zuerst bei Theophrast (371–287 v. Chr.) als Lathyros okhros (heute Lathyrus ochrus = Flügel-Platterbse). Linné beschrieb 1753 in Species plantarum 36 Lathyrus-Arten. Die deutsche Bezeichnung nimmt Bezug auf die häufig abgeflachten Hülsenfrüchte und die Verwandtschaft mit den Erbsen.

Die um die 130 Arten beinhaltende Gattung ist in fast allen Teilen der Welt verbreitet, vor allem in den gemäßigten Zonen, in Australien sind 7 Arten eingebürgert. Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde, krautige, oft mit Hilfe von Ranken kletternde Pflanzen mit oder ohne Ausläufer. Der Stängel ist aufrecht oder schwach und kletternd, häufig geflügelt oder im Querschnitt eckig.

Die meist wechselständig angeordneten Blätter sind paarig gefiedert. Die Mittelrippe endet in einer Ranke, einer Borste oder selten in einem Blättchen. Bei wenigen Arten sind die Blätter komplett zu Ranken reduziert, dann werden lediglich laubblattartige Nebenblätter gebildet. Der Blattstiel ist oft verbreitert oder er übernimmt die Funktion und Form eines Laubblatts komplett. Meist sind 2 Fiederblätter vorhanden, seltener bis zu 16. Die meist großen, laubblattartigen, oft (halb-) pfeilförmigen Nebenblätter sind einfach, meist ganzrandig und kürzer als die Fiedern.

Die zygomorphen, violetten, rötlichen, weißen oder gelben Blüten stehen einzeln oder in seitenständigen, gestielten Trauben. Die in der Mitte gefaltete Fahne ist meist breit und kurz genagelt, die schmalen, länglichen oder breit eiförmigen Flügel stehen frei oder sind leicht mit dem kürzeren, nach oben gebogenen, genagelten, an der Spitze gerundeten Schiffchen verbunden. Der glockige, manchmal 2-lippige Kelch besitzt 5 gleiche oder ungleiche Zähne, meist sind die oberen beiden kürzer und breiter.

Die 10 Staubblätter sind am Grund zu einer Röhre verwachsen, oder das obere steht frei. Die Staubfäden können im oberen Bereich verbreitert sein. Die Röhre schließt den oberständigen, fast sitzenden oder gestielten, nur aus einem Fruchtblatt bestehenden Fruchtknoten ein. Der einwärts gebogene Griffel ist unterhalb der Narbe abgeflacht und auf der Oberseite meist behaart. Meist nach Insektenbestäubung, seltener nach Selbstbestäubung bildet sich eine längliche, abgeflachte Hülsenfrucht, die sich meist an der Bauch- und Rückennaht öffnet und 2 bis viele rundliche bis eiförmige, glatte oder runzelige, seltener abgeflachte Samen entlässt.

Blütenformel:
↓ K(5) C3+(2) A(10)
oder A(9)+1 G1 oberständig

Die sehr nah mit Wicken (Vicia) verwandte Gattung unterscheidet sich von jener durch die Fiedern, die gewöhnlich größer und dicker sind, meist sind sogar nur 2 vorhanden. Die Fiederblättchen sind mit wenigen Ausnahmen parallel- oder netznervig, die der Wicken fiedernervig. Darüber hinaus ist der Stängel der Platterbsen häufig geflügelt.

Sekundäre Pollenpräsentation

Bei Wicken und Platterbsen ist der abgeflachte Griffel auf der Oberseite bzw. ringsum behaart. Bereits im Knospenstadium platzen die Staubbeutel und der Pollen wird auf diese sog. Griffelbürste abgelagert. Besuchen relativ schwere Insekten, z. B. Bienen oder Hummeln die Blüte und landen auf den unteren Kronblättern, so klappt das Schiffchen hinunter. Dadurch tritt der Griffel aus dem Schiffchen hervor und belädt das Insekt von unten mit Pollen.

Lathyrismus

Eine neurotoxische Erkrankung, die bereits von Hippokrates erwähnt wurde, und die man heute Lathyrismus nennt, entsteht durch eine Vergiftung mit Platterbsen-Samen. Lathyrus sativus, die Saat-Platterbse, wurde in der Vergangenheit häufig, z. B. in südeuropäischen Ländern, in Russland und in Nordafrika, als Viehfutterpflanze angebaut und in Notzeiten verspeist. Symptomatisch zeigen sich Krämpfe und Zuckungen in den Extremitäten und eine Steifheit der Beine, sodass die Erkrankten quasi von einem Bein auf das andere fallen. Darüber hinaus können Missempfindungen wie Jucken oder Kribbeln entstehen.

Die Ursache der Krankheit ist die in den Samen enthaltene Oxalyldiaminopropionsäure – eine Aminosäure, die dem Glutamat ähnelt und dadurch an einen glutamatergen Rezeptor, einen Ionenkanal im synaptischen Spalt, den AMPA-Glutamat-Rezeptor bindet. Dadurch öffnet sich der Kanal und wird durchlässig für Na+ und Ca2+. Letzteres erniedrigt z. B. den elektrochemischen Gradienten der inneren Mitochondrienmembran und reduziert dadurch die ATP-Synthese. Betroffen sind die Betz-Zellen, das sind Neuronen, die insbesondere feine Koordinationen der unteren Extremitäten regulieren.

Historische Veröffentlichungen

Hippokrates (um 400 v. Chr.) berichtete, dass Getreide schilfähnliche Blätter besäße, während einige Hülsenfrüchtler runde Blätter hätten, wie Bohnen und die meisten anderen. Einige besäßen eher längliche Blätter, wie Lathyros okhros und dergleichen. Andere hätten faserige Blätter und wieder andere Blätter ohne Nerven und Fasern. Ferner habe Sesam und Erysimon Blätter, die von diesen deutlich verschieden seien.

Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über Erven, sie würden auf Latein Ervum und auf Griechisch Orobus genannt. In Apotheken seien sie unbekannt, dafür würden Wicken verwendet, allerdings nicht ohne jeden Irrtums. Fuchs unterschied eine wilde und eine zahme Erve (Lathyrus sativus und L. sylvestris). Erven in großen Mengen verspeist, erzeugten Kopfweh, bewegten den Bauch und führten zu Blut im Harn. Gekocht und den Ochsen vorgesetzt, würden sie diese fett machen.

Bedeutung der Artnamen

Interessantes am Rande