Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Weidenröschen

Epilobium hirsutum, Zottiges Weidenröschen, Blüte

Blüte des Zottigen Weidenröschens (Epilobium hirsutum)


Epilobium hirsutum, Zottiges Weidenröschen, Samen

Die Kapseln der Weidenröschen öffnen sich mit vier Klappen und entlassen zahlreiche, mit einem Haarschopf versehene Samen, die vom Wind verbreitet werden

 

Epilobium Linné: Den wissenschaftlichen Namen setze Linné zusammen aus gr. epi (auf) und gr. Lobion (kleine Schote) was wohl bedeuten soll, dass die Blüte der Frucht aufsitzt oder dass die Früchte aufrecht stehen. Den deutschen Namen erhielt die Gattung, weil die purpurroten Blüten entfernt an Rosen erinnern und die Blätter denen von Weiden (Salix) ähneln.

Linné beschrieb und benannte die Gattung 1754 in seiner Genera Plantarum. In alten Schriften wurde für das Zottige Weidenröschen Onagra (bzw. Oenothera, Oenotheris) benutzt. Oenothera verwendete Linné für die nah verwandten Nachtkerzen, die in Nordamerika beheimatet waren und erst 1614 nach Europa gelangten.

Die aus etwa 170 Arten bestehende Gattung besteht aus einjährigen bis ausdauernden krautigen oder seltener holzigen Pflanzen, die häufig mit Hilfe von unter- und oberirdischen Ausläufern, langen Nebenwurzeln, Blattrosetten, Winter- oder Seitenknospen überdauern. Die Stängel sind niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, kahl oder mit (Drüsen)haaren, manchmal mit senkrechten Haarlinien. Die ungeteilten, fast ganzrandigen bis gezähnten, gestielten oder sitzenden Blätter sind im unteren Bereich oft gegenständig oder quirlig angeordnet. Im oberen Teil der Pflanze meist wechselständig.

Die 4-zähligen meist radiärsymmetrischen, in lockeren Trauben oder Rispen angeordneten Blüten sind rot oder rosarot bis weiß, selten orange oder gelblich/cremefarben. Unterhalb der Kronblätter und dem Fruchtknoten aufsitzend befindet sich ein vom Kelch und weiteren Organen gebildetes, röhrenförmiges Hypanthium (Blütenbecher), das die Blüte gestielt erscheinen lässt. Die 4 Kelchblätter stehen aufrecht, die 4 Kronblätter sind ausgerandet und es sind 8 Staubblätter vorhanden.

Kelch-, Kron- und Staubblätter entspringen dem oberen Rand des Hypanthiums. Der unterständige Fruchtknoten ist aus 4 Fruchtblättern verwachsen und trägt einen langen, durch das Hypanthium verlaufenden Griffel mit einer manchmal 4-lappigen, ansonsten keuligen Narbe. Aus ihm entwickelt sich nach der Bestäubung durch Nachtfalter eine lange, schlanke, 4-kammerige Kapsel, die leicht aufspringt. In jeder Kammer liegt eine Reihe von mit Haarschöpfen versehenen Samen, die leicht durch Wind verbreitet werden.

Blütenformel:
* K4 C4 A4+4 G(4) unterständig

Weidenröschen sind weltweit in den arktischen bis gemäßigten und montanen Zonen vertreten. Die häufig zu den Epilobien gestellte Gattung Chamerion mit leicht zygomorphen Blüten und ohne Hypanthium wird heute wieder als eigenständig betrachtet.

Viele Weidenröschen besitzen die Eigenschaft, mit anderen Arten Hybriden zu bilden. Allein in Deutschland und Umgebung sind über 40 verschiedene Bastarde bekannt.

Historische Veröffentlichungen

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) zitierte Krateuas in seiner Naturgeschichte. Letzterer lebte ca. 100 v. Chr. und war ein griechischer Arzt. Von seinen drei veröffentlichten Kräuterbüchern sind heute nur noch wenige Fragmente erhalten. Jener Krateuas schrieb, die Oenotheris (Epilobium hirsutum) würde wilde Tiere zähmen, wenn man sie damit mit Wein besprenge.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) schrieb über die Onagra, die manche Oenothera oder Oniris nennen würden (Epilobium hirsutum), sie sei ein großer Strauch mit lilienartigen Blättern. Die Blüten seien groß und rosenähnlich und die Wurzel weiß und groß. Ein Aufguss der Wurzel, wilden Tieren zu trinken gegeben, mache diese zahm. Als Umschlag helfe sie gegen Geschwüre.

Leonhart Fuchs (1501–1566) behandelte den „Braun Weiderich“ (Epilobium hirsutum) zusammen mit dem Gilbweiderich; er schrieb beiden Arten ähnliche Heilwirkungen zu, wobei er den Gilbweiderich vorzog. Weideriche würden wissenschaftlich Lysimachia genannt (heute nur noch gebräuchlich für die Gilbweideriche). Die Blätter des Braun Weiderich seien den Weiden ähnlich und er besäße schöne braune Blüten. Fielen diese ab, wüchsen darunter lange, senkrechte Schoten.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande