Sommerwurzgewächse |

Blüten des Großen Klappertopfs
Die auch im Deutschen manchmal als „Würger“ bezeichneten Sommerwurzen produzieren kein Chlorophyll und leben parasitisch, indem sie den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen Wasser und Nährstoffe entziehen.
Die weltweit, hauptsächlich in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel anzutreffenden, etwa 100 Gattungen mit bis zu 2000 Arten zählenden Sommerwurzgewächse sind meist parasitisch oder halbparasitisch lebende, manchmal sukkulente, meist ausdauernde Kräuter oder seltener Sträucher. Die meist gezähnten, einfachen bis tief gelappten Blätter sind gegenständig oder spiralig angeordnet oder klein und schuppenförmig. Der Blütenstand ist meist traubig oder ährig. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten besitzen einen röhrenförmigen Kelch, der aus 2 bis 5 Kelchblättern verwachsen ist.
Die aus 5 Kronblättern verwachsenen Blüten sind 2-lippig, wobei die Oberlippe aus 2, die Unterlippe aus 3 miteinander verwachsenen Kronblättern besteht. Es sind 4 fruchtbare Staubblätter, 2 lange und 2 kurze, die mit der Kronröhre verwachsen sind vorhanden. Manchmal existiert noch ein fünftes, das jedoch steril ist (Staminodie). Der oberständige Fruchtknoten ist aus 2–5 Fruchtblättern verwachsen und trägt einen Griffel mit keulenförmiger, kopfiger oder 2- bis 4-lappiger Narbe. Nach Insekten- oder Vogelbestäubung entwickelt sich eine meist längliche, aufspringende Fruchtkapsel. Sie entlässt zahlreiche kleine Samen, die vom Wind verbreitet werden oder wenige größere, die durch Vögel oder Ameisen ihre Verbreitung finden.
| Blütenformel: |
| ↓ K(2–5) [C(5) A4+1 bzw. A4+0] G(2–5) oberständig |
Die ursprünglich nur aus 15 Gattungen bestehenden Sommerwurzgewächse bekamen neulich aufgrund von molekularen Daten starken Zuwachs aus der Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae). Ca. 100 neue Gattungen, darunter so bekannte wie Augentrost (Euphrasia), Wachtelweizen (Melampyrum), Klappertöpfe (Rhinanthus) und Läusekräuter (Pedicularis) bereichern nun die Orobanchaceae.
Voll- und Halbparasitismus
Orobanche-Arten leben vollparasitisch. Sie besitzen kein Chlorophyll und müssen sich alle Nährstoffe von ihrer Wirtspflanze holen. Selbst eine Keimung gelingt nicht, wenn die Keimwurzel keine geeignete Wirtswurzel findet. Ist sie aber gefunden, entwickelt die Sommerwurz spezielle Saugorgane (Haustorien), mit denen sie die Leitbündel des Wirts anzapft. Dabei wird ihm Wasser mit gelösten Nährsalzen und Kohlenhydrate entzogen. Ihre eigenen Wurzeln sind nicht in der Lage, Stoffe aus dem Boden aufzunehmen.
Die meisten Pflanzen der Familie sind Halbparasiten. Sie besitzen Chlorophyll und müssen ihren Wirten nur Wasser und die darin gelösten Nährsalze entziehen um zu überleben.
Einige Arten der Gattung Striga parasitieren Nutzpflanzen aus der Familie der Poaceae (Süßgräser), dabei machen sie keinen Unterschied zwischen Reis, Mais, Sorghumhirse oder Zuckerrohr. Dadurch kann es zu hohen Ernteverlusten in den Anbauländern kommen.
Auch heimische Kulturpflanzen können befallen werden. Zwar nicht von Striga, aber von der Sommerwurz (Orobanche), die der Familie ihren Namen gab. Zu ihren „Opfern“ zählen Nachtschattengewächse wie Tomaten, Tabak und Kartoffeln, aber auch Karotten, Raps und Hanf werden nicht verschont. Allerdings geht von den Pflanzen keinerlei Gefahr aus, ganz im Gegenteil, im norddeutschen Tiefland kommen nur 2 Arten vor und diese sind sogar stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht.