Braunwurze |

Blütentstand
der
Geflügelten Braunwurz
(Scrophularia
umbrosa)

Der Stängel der Knotigen Braunwurz ist 4-kantig und die Blattstiele nur leicht geflügelt

Fruchtstand der Knotigen Braunwurz
Den deutschen Namen erhielt sie wegen des braunen Wurzelstocks und evtl. auch aufgrund der bräunlichen Blüten von Scrophularia nodosa. Die erste Erwähnung findet Scrophularia bei Matthaeus Sylvaticus in seinem 1317 fertiggestellten und 1498 veröffentlichtem Werk Opus Pandectarum Medicinae.
Die Braunwurze zählen um die 200 Arten und sind in den warmgemäßigten Zonen Eurasiens und Nordamerikas zu finden. Nur 2 Arten (S. nodosa, S. californica) sind in Australien eingebürgert. Den größten Artenreichtum besitzt die Gattung im Mittelmeergebiet und im Himalaja.
Es handelt sich um einjährige bis ausdauernde Kräuter, die manchmal an der Basis verholzen. Der aufrechte oder aufsteigende, oft vierkantige Stängel ist meist verzweigt und trägt gegenständige, im oberen Teil manchmal wechselständige, einfache oder fiederspaltige, gesägte oder gekerbte Blätter. Die zygomorphen, zwittrigen, oft rotbraunen, gelbgrünen oder roten Blüten sind entweder in endständigen und/oder in seitenständigen Infloreszenzen versammelt, die traubig, rispig, knäulig oder ährig sein können. Bei wenigen Arten stehen die Blüten einzeln.
Die 5 Kelchblätter sind nur am Grund miteinander verwachsen und die 5 Kronblätter zu einer 2-lippigen Blüte, bestehend aus einer etwas längeren 2-lappigen Ober- und einer etwas kürzeren 3-lappigen Unterlippe. Die 5 Staubblätter entspringen einer kurzen, bauchigen Kronröhre, wobei zwei etwas kürzer sind als die beiden anderen. Das 5. Staubblatt ist kurz und steril (Staminodie) oder fehlt. Der aus 2 Fruchtblättern verwachsene Fruchtknoten ist oberständig und trägt einen Griffel mit oft kleiner Narbe. Nach der oft durch Bienen oder Hummeln durchgeführten Bestäubung, bildet sich eine vielsamige Kapsel, die von oben nach unten an der Verwachsungsstelle der Fruchtblätter aufreißt.
Blütenformel: |
↓ K(5) [C(5) A4 bzw. A4+S] G(2) oberständig |
Historische Veröffentlichungen
Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschreibt eine Art unter dem Namen Sideritis, die von Krateuas (ca. 100 v. Chr.) Herakleia genannt worden sei. Die Blätter würden an Koriander erinnern und die Blüten seien klein und dunkelrot und schmeckten bitter. Ein Umschlag aus der Wurzel würde frische Wunden heilen. Ob eine Braunwurz damit gemeint ist, ist unsicher.
Eine Pflanze die auch Galeopsis oder Galeobdolon genannt werde, sei ein Strauch mit nesselartigen, beim Zerreiben unangenehm duftenden Blättern und purpurroten Blüten. Die oberirdischen Pflanzenteile, mit Essig aufgelegt, würden Geschwüre und Schwellungen am Ohr und in der Schamgegend heilen. Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schreibt Ähnliches über die Pflanze. Die beiden Autoren könnten damit eine Braunwurz-Art oder einen Hohlzahn beschrieben haben.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über Scrophularia auriculata (Wasser-Braunwurz) oder Scrophularia nodosa (Knotige Braunwurz), die Blätter seien Nesseln ähnlich und würden beim Zerreiben stark riechen. Die braunen Blüten ähnelten hohlen Schneckenhäusern oder Helmen. Die Wurzel sei weiß und knotig und die Blätter, Stängel, Samen und der Saft würden mit Essig vermischt und aufgelegt Mumps und Kröpfe heilen. Die Blätter mit Salz vermischt würden gegen Geschwüre und Krebs helfen und etwa 4 g Samen würden Würmer austreiben.
Bedeutung des Artnamens
- nodosa: lat. nodosus = knotig (bezieht sich auf den Wurzelstock)
Interessantes am Rande
Die auffällig gefärbten Raupen des Braunwurz-Mönchs (Shargacucullia scrophulariae), des Braunwurz-Wald-Mönchs (Shargacucullia prenanthis) und weitere Arten der Gattung ernähren sich von den Blüten und Samen verschiedener Braunwurz-Arten.
Die getrocknete Wurzel von Scrophularia ningpoensis, allgemein als Chinesische Braunwurz bezeichnet, ist ein seit ca. 2000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin bekanntes Heilmittel. In niedriger Dosis wirkt es herzstärkend, höhere Dosen bewirken das Gegenteil.
Scrophularia auriculata, die Wasser-Braunwurz, ist nur in Nordrhein-Westfalen und im Saarland noch relativ häufig. In Niedersachsen kommt sie nicht vor.
Die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis) tritt in Deutschland vereinzelt als verwilderte Gartenpflanze in Erscheinung. Sie besitzt grüngelbe Blüten.