Häufig werde ich gefragt, was eigentlich Ruderalstellen sind. Das Wort hat seinen Ursprung im Lateinischen: Ruderis ist die Vokabel für Schutt. Nun, ein Schuttplatz ist so eine Ruderalstelle im engeren Sinn eigentlich nicht, da denkt man doch eher an Berge zertrümmerter Steine und Müllhalden. Eine Ruderalstelle ist oft ein von Menschen stark beeinflusstes Gebiet, wo Mutterboden abgetragen wurde und das von öden Sandflächen und manchmal auch von Bauschutt geprägt wird.
Sie entsteht zum Beispiel dort, wo Häuser abgerissen oder Bahnarbeiten durchgeführt wurden, auch Hinterhöfe von Häusern und Fabriken können Ruderalstellen sein. In der Natur entstehen sie z.B. durch Erdrutsche im Gebirge, Waldbrände, Vulkanausbrüche oder austrocknende Flussläufe.
Ruderalstellen werden von Pionierpflanzen besiedelt. Sie bevorzugen sonnige Standorte und kommen mit kargen Böden aus. Oft produzieren sie zahlreiche Samen, die vom Wind oder von Vögeln in weiter entfernt liegende Gegenden transportiert werden und sind somit immer die Ersten am neu zu beziehenden Platz.
Unter den Pionierpflanzen finden sich oft lebhaft gefärbte Pflanzen mit großen, auffallenden Blüten, wie Natternkopf, Borretsch, Nachtkerzen, Königskerzen, Lupinen, Disteln, Klatschmohn oder Jakobs-Greiskraut. Aber auch unscheinbare Pflanzen wie einige Knöteriche und Gänsefüße gehören zu den pflanzlichen Pionieren.
Letztendlich bilden Pionierpflanzen die Grundlage für die Besiedlung mehrjähriger, höherwüchsiger Stauden, indem sie absterben und den Boden, manchmal mit Hilfe stickstofffixierender Knöllchenbakterien, mit Nährstoffen anreichern.
Aber auch die Stauden führen kein sorgenfreies Leben, im Laufe der Zeit werden sie von schnellwüchsigen Bäumen verdrängt, die dann wiederum von langsam wachsenden Gehölzen vertrieben werden. Diese Folge unterschiedlicher Vegetationstypen bezeichnet der Biologe als Sukzession. Wird der so entstandene Wald vom Menschen abgeholzt und eingeebnet, beginnt das Spiel von vorne.

… und alles fängt mit Moos an. Die unscheinbarste Pionierpflanze, die aber auch Steine zersetzt – wenn auch über einen sehr langen Zeitraum. Zudem kann Moos unmengen an Wasser speichern.