Bin ich denn ein Navi?

Ich erzähle euch nichts Neues, wenn ich sage, dass ich des Öfteren mit der Kamera im Freien unterwegs bin. Um es gleich vorweg zu nehmen, ich fahre weder Auto, Motorrad noch Fahrrad, muss mir also keine Straßennamen merken, und wenn ich in einem fremden Ort unterwegs bin, besorge ich mir einen Stadtplan.




Aber scheinbar brauchen Autofahrer nicht zu wissen wo sie sind, wie soll man es sich sonst erklären, dass ich immer wieder gefragt werde, wie diese Straße hier heißt, wo es nach Bokeloh geht, und ob das hier die Ems, die Hase, die Radde oder der Dortmund-Ems-Kanal sei?

Meine Wegbeschreibungen sind eigentlich immer recht genau gewesen, wenn ich sagte, dass sie nach dem blühenden Weißdornstrauch rechts abbiegen müssten, dann an der Schlehenhecke vorbei und bei der Kastanie wieder rechts, nur wurde ich dann immer sehr sparsam angeschaut.

Nun, das war mir eine Lehre, und so nahm ich auf meinen weiteren Exkursionen immer einen Stadtplan mit, nicht für mich, sondern für verwirrte Autofahrer. Die nächste Anfrage ließ nicht lange auf sich warten, es fing an zu regnen und neben mir hielt ein Wagen, dessen Insassen wissen wollten, wo sie gerade sind.

Freudestrahlend reichte ich ihnen meinen Stadtplan durchs heruntergelassene Autofenster, den sie etwas grummelig entgegennahmen. Sie fingen also an zu blättern und ich stand draußen im Regen, der stetig zunahm.

Und dann kam, was kommen musste: Ich sollte doch bitte auf der Karte zeigen, wo wir uns befinden! Also deutete ich mit meinem nassen Finger auf den Bereich, wo wir uns evtl. aufhalten könnten, ließ mir die Karte aushändigen und sah zu, dass ich mich irgendwo unterstellte.

Der Plan mit dem Stadtplan hat sich also als völlig nutzlos erwiesen, so probierte ich heute eine weitere Strategie. Es war eine typische Situation: Neben einem geparkten Wagen mit auswärtigem Kennzeichen standen zwei ältere Leute, die suchend dreinblickten. Zunächst überlegte ich, die Straßenseite zu wechseln, doch die Straße war zu stark befahren.

Ich setzte also meine finsterste Miene auf, blickte weder nach rechts noch nach links und schritt stur an den orientierungslosen Osnabrückern vorbei. Ich dachte schon, ich hätte es geschafft, da ertönte hinter mir plötzlich eine Stimme: „Entschuldigen Sie bitte, junger Mann!“

Nach den obligatorischen Fragen nach dem Straßennamen und ob das da die Ems oder die Hase sei, musste ich sie leider enttäuscht zurücklassen. Vielleicht sehe ich ja wie ein Taxifahrer aus und nicht wie ein Botaniker, nach einer Pflanze hat mich bisher nämlich noch niemand gefragt.




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