Langsam verabschiedet sich der Sommer – Zeit für die Pflanzen, Samen zu entwickeln und für deren Verbreitung zu sorgen. Manche setzen dabei auf den Wind, indem sie ihre Früchte mit kleinen Flügeln oder Schirmchen ausstatten, wieder andere produzieren schmackhafte Früchte, die sie von Tieren fressen lassen, die die Samen unverdaut wieder ausscheiden.
Es gibt noch viele weitere Verbreitungsstrategien, doch heute möchte ich auf eine bestimmte Variante eingehen, und die hat einen Haken! Eigentlich nicht nur einen, sondern eine Vielzahl davon – die Rede ist von Früchten, Samen oder sogar Fruchtständen, die sich im Fell von Tieren oder in menschlicher Kleidung verhaken können.
Die sprichwörtliche Klette ist ein Paradebeispiel dafür, sie gab dieser Ausbreitungsmethode den Namen „Kletthaftung“. Uns hat es zu Kinderzeiten immer diebische Freude bereitet, solche Kletten in lange Mädchenhaare zu werfen, deren Besitzerinnen das allerdings weniger komisch fanden, aber das war ja gerade das Witzige daran.
Diese Mädchen jedenfalls könnten ein Lied davon singen, wie effektiv so eine Kletthaftung ist, und deswegen verfolgen nicht nur Kletten diese Strategie, sondern auch viele andere Pflanzen. Während es bei der Klette die hakenförmigen Hüllblätter des Fruchtstands sind, die für Haftung sorgen, so sind es bei der Nelkenwurz hakenförmige Griffel, die auf den Nüsschen verbleiben.
Das Große Hexenkraut, kein Mensch weiß, warum es so heißt, bildet eine Frucht mit zwei Fächern aus, in denen jeweils ein Same sitzt. Die Außenseite der Frucht ist mit vielen kleinen Hakenborsten versehen. Die „Achänen“ genannten, nur wenige mm langen Früchte der Möhre sind geflügelt, während auf jedem Flügel eine Reihe kleiner Borsten steht, die den selben Effekt wie die Haken größerer Früchte besitzen.
Die Reihe der Kletthafter ist noch lange nicht vollständig, man denke an Bucheckern, Kastanien oder an das klebrige Kletten-Labkraut, mit dem man sich ebenfalls hervorragend bewerfen kann. Fachsprachlich wird diese Verbreitungsform Epizoochorie genannt: epi für außen, zoo für Tier und chorie für Ausbreitung, in der Biologie ist eben vieles sehr einfach – wenn man es weiß.