An den Hund gekommen

Die Mittagshitze und der Wucher-Fahrpreis von fast 18 € für eine Rückfahrkarte, konnte mich gestern nicht davon abhalten, mit dem Zug nach Aschendorf zu fahren. Bei solchen Tagesreisen, auch wenn sie meist nicht die Grenzen des Emslandes sprengen, kommt bei mir trotzdem immer so etwas wie Urlaubsstimmung auf, deswegen stellte ich die Botanik erst einmal hinten an und besuchte das Gut Altenkamp, um in der barocken Gartenanlage zu lustwandeln.




Gut_AltenkampDanach machte ich mich auf den Weg ins Naturschutzgebiet, wo ich nun schon zum dritten Mal war und das botanisch leider keine großen Attraktionen bietet, egal in welchem Monat man es besucht. Hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer und so streifte ich einfach ein bisschen durch die Walachei, wobei ich Kurs auf Tunxdorf und den Waldsee nahm, an dem viele schöne Kindheitserinnerungen hängen.

Endlich erreichte ich den Badesee und alles war noch genau wie vor 40 Jahren: Der Parkplatz, der kleine Imbiss wo es Eis und Pommes gibt, die Bänke davor und selbst der Duft nach See, Sand und Sonnencreme war unverändert.

So stapfte ich durch den weißen Sand und schwelgte in Erinnerungen an Kinderzeiten. Die Sonne knallte ohne Erbarmen und ich hätte mir gerne eine kleine Abkühlung genehmigt, doch mit meiner wertvollen Kameraausrüstung, Smartphone, Portemonnaie und MP3-Player bestückt war mir das etwas zu gefährlich, da ich nicht einmal ein Badetuch zum Abdecken meiner Schätze bei mir trug.

Also ließ ich den See hinter mir und begab mich Richtung Nenndorf, um die Vegetation am Wegrand zu inspizieren. Kurz vor Erreichen des Dorfes, es ging bereits auf 18 Uhr zu, korrigierte ich meinen Kurs einige Grad steuerbord und lief wieder auf Aschendorf zu. Plötzlich bellte es rechts neben mir und kurz darauf verfolgte mich Hundegetrappel.

HundNach einer Schrecksekunde: „Gleich beißt dir ein Hund ins Bein und du bist hier völlig alleine in der Wildnis!“ beruhigte sich mein Puls schnell wieder, als mich ein zwar großer aber friedlich aussehender, zottiger, rotbrauner Hund überholte, das Bein an einem Baum hob und mich dabei über die Schulter hinweg ansah.

Dann trottete er vor mir her und blickte sich immer wieder nach mir um. An der nächsten Weggabelung – der Hund ging geradeaus, ich rechts – hatte ich schon nicht mehr mit ihm gerechnet, bis er plötzlich wieder neben mir auftauchte. Und das wiederholte sich genau so an einigen anderen Kreuzungen – einer Hundenase und Hundeohren entgeht so schnell nichts.

Der Wauwau schien einen Narren an mir gefressen zu haben und lief immer etwa 50 Meter vor mir, tat so, als würde er zu mir gehören und spazierte mitten auf der Straße unter dem Gehupe der Autos umher. Dann wälzte er sich im Schatten eines Baumes – ebenfalls mitten auf der Fahrbahn. Merkwürdig, wie sehr man sich um einen Hund sorgen kann, den man 30 Minuten zuvor noch nie gesehen hatte und mit dem man nichts zu tun hat.

So langsam musste ich mir überlegen, was ich mit ihm machen sollte, falls er mir bis nach Aschendorf folgt, bis zum Bahnhof oder vielleicht sogar zu mir in den Zug springt. Ich hielt den Gang auf eine Polizeidienststelle für die richtige Entscheidung, doch dazu kam es nicht. Kurz vor Aschendorf bog er in einen Hausgarten ein und weg war er. Vielleicht wollte er mir einfach nur zeigen, wo er wohnt.




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