Jahrzehntelang war der scheue Biber aus dem Emsland verschwunden, nun ist er wieder da. Gefällte Bäume am Ems-Altarm Roheide-Ost zeugen von seiner Existenz. Die Schwarzerlen, meiner bescheidenen Meinung nach nicht unbedingt die schönsten Bäume, rührt er nicht an, obwohl in Abundanz vorhanden. Nein, es pickt sich die paar Stieleichen heraus, das wählerische Biest.
Nicht nur zum Burgenbau werden Bäume gefällt, sie dienen den Nagern ebenso als Winterproviant. Dabei fressen sie nur die Rinde, die wählerischen Biester. Wenn man ihren Vorrat beseitigt, fällen sie sogleich neue Bäume, darum lässt man die Stämme am besten dort liegen wo sie sind, wenn man keinen globalen Kahlschlag provozieren will.
Mehrere Jahrtausende lebte der Mensch quasi Tür an Tür mit dem großen Nagetier, aber nicht immer friedlich. Bauern überflutete er die Felder und machte auch vor deren Obstbäumen nicht halt. Außerdem kann er Uferbefestigungen unterwandern. Im Gegenzug interessierte sich der Mensch für sein essbares Fleisch und für sein dichtes Fell, das er zu Pelz verarbeitete, das wählerische Biest.
Eine interessante Geschichte erzählt von der römisch katholischen Kirche: Mitte des 18. Jahrhunderts erklärte die wählerische Organisation den Biber kurzerhand zum Fisch, damit in der Fastenzeit keiner mehr auf Fleisch verzichten musste. Gut, dass sich inzwischen die Wissenschaft mit der Klassifizierung von Tieren beschäftigt.
Geil ist auch die Story vom Bibergeil: Die Analdrüsen, aus denen der Biber ein klebriges, fetthaltiges Sekret absondert, mit dem er sein Fell imprägniert, sind in der Parfumindustrie begehrt. Zwar nicht in Deutschland, aber in Amerika ist das Zeug sogar als Lebensmittelzusatz zugelassen und soll Speisen mit Vanillearoma zugesetzt werden. Guten Appetit kann man ihnen da nur wünschen – den nicht sehr wählerischen Amerikanern.