Dass in der Alltagssprache alles ein bisschen anders ist als in der Botanik, belegt nicht nur das viel zitierte Beispiel mit den Weintrauben, mit denen ja bekanntlich zumeist die Beeren gemeint sind. Analysieren wir doch einmal die gewählte Überschrift: Zunächst, was ist ein Busch? Meistens ist ein Strauch damit gemeint, aber auch unverholzte Pflanzen können buschförmig wachsen, manche Astern zum Beispiel und sogar Korallen, die mit Pflanzen nicht das Geringste am Hut haben. Büsche existieren in der Botanik also gar nicht, höchstens in Form von büschelig angeordneten Blüten oder Blättern.
Zur Rinde zählen alle Gewebsschichten außerhalb des Zentralzylinders bis hin zur Epidermis. Bei Bäumen platzt die Letztere aufgrund des Dickenwachstums auf und der Baum generiert ersatzweise ein aus mehreren Geweben, hauptsächlich aus Kork bestehendes Abschlussgewebe. Dieses wiederum reißt durch weiteres Dickenwachstum erneut ein und kann sich teilweise ablösen – es entsteht eine für jede Baumart spezifische Struktur der – nein, nicht der Rinde, der Botaniker spricht in diesem Fall von einer Borke.
Bei gezackten oder zackigen Blättern differenziert die Botanik verschiedene Zacken-Typen: So kann der Blattrand gezähnt oder gesägt sein, und das grob oder fein, doppelt oder rückwärts. Besitzt ein Blatt keine „Zacken“, ist es nicht glatt, sondern ganzrandig.
Ebenfalls missverständlich kann es sein, wenn man von Blütenblättern spricht. Während die meisten damit ausschließlich die farbigen Kronblätter meinen, versteht man darunter alle Blütenorgane in ihrer Gesamtheit: Kelchblätter, Kronblätter, Staubblätter und Fruchtblätter.
Was eine Blume ist, wissen jedoch alle, oder? Klar, die hat Wurzeln, einen Stängel, Blätter und eine Blüte, logisch? Nein, eigentlich ist die Blüte die Blume, zumindest oft. Die Blume eines Korbblütlers dagegen besteht aus vielen Einzelblüten. Botanisch meint der Begriff „Blume“ eine funktionelle Bestäubungseinheit, also den Bereich, auf dem sich ein Insekt niederlässt. Die Blüte der Schwertlilien besitzt drei verschiedene Kompartimente mit seperaten Eingängen für potentielle Bestäuber, besteht also aus drei Blumen.
Keiner hat sich jemals an einem Kirschkern verschluckt, denn die Früchte der Gattung Prunus besitzen einen Stein. Wenn jemandem noch weitere Begriffe einfallen, die botanisch, durch die Blume gesagt – nicht ganz korrekt sind, dann freue ich mich auf eure Kommentare.