Das Rubikonmodell der Handlungsphasen

Rubikon? Das klingt zunächst einmal nach einer neuen Corona-Variante. Tatsächlich handelte es sich um einen kleinen Fluss in Oberitalien, der heute gar nicht mehr so richtig zu lokalisieren ist. Auf alle Fälle erlangte er Berühmtheit, weil Cäsar ihn mit seinen Truppen überquerte und damit einen Bürgerkrieg auslöste. Cäsar war sich dessen bewusst, welche Folgen die Überschreitung haben würde. Er sprach die berühmten Worte „Alea iacta est“ und seine Soldaten fogten ihm in einen mehrjährigen blutigen Krieg, den er schließlich gewann.

In der Psychologie steht der Rubikon für eine Grenze an der es kein Zurück mehr gibt, wenn sie erst einmal überschritten worden ist. Sicher existieren solche Situationen, aber in jenem Modell, das ich hier näher ausführen möchte, ist so etwas dennoch möglich. Das Schema von Heckhausen und Gollwitzer stammt aus der Motivationspsychologie, die sich damit auseinandersetzt, die Richtung, Ausdauer und Intensität von Verhalten zu erklären.

Im Kern geht es im Rubikonmodell der Handlungsphasen um Motivation und Volition. Motivation meint, dass man sich Ziele setzt, und Volition, dass man diese Ziele plant und ausführt. Doch was sind diese mysteriösen Handlungsphasen? Es gibt vier davon:

  • Wahl: Ein Ziel auswählen aus einer Reihe von Wünschen (Beisp.: Was soll ich studieren?)
  • Planung: Das Ziel umsetzen (welche Uni, wann einschreiben?)
  • Ausführung: Das Ausführen von Handlungen (sich an der Uni einschreiben, studieren)
  • Bewertung: Habe ich gute Zensuren geschrieben? Lohnt sich das Ziel überhaupt noch? (Rückmelden ja oder nein)

Die Wahl und die Bewertung zählen zur Motivation, die Planung und Ausführung zur Volition. Wie bereits erwähnt, ist nach der Bewertung ein Zurück über den Fluss möglich, man kann z.B. das Studium abbrechen, weil es die Wünsche und Bedürfnisse nicht erfüllt hat, und man stünde wieder am Anfang. Wenn man seine Teilziele bereits verwirklicht hat, muss man erneut abwägen, ob das endgültige Ziel erreichbar und erstrebenswert ist, wenn ja, geht es wieder über den Rubikon.

In der Motivationsphase sieht man alles ziemlich realistisch, man weiß was man kann, man kennt seine Stärken und Schwächen. Das ändert sich allerdings in der Volitionsphase: Man überschätzt seine Fähigkeiten, seine Attraktivität und seine Intelligenz, aber das ist gut so, denn dann bleibt man wenigstens am Ball. Letztendlich folgt sowieso wieder eine Bewertungsphase, in der man sich wieder im richtigen Licht sieht.

Ich wünsche allen einen reibungslosen Übergang von der prädezisionalen in die postdezisonale Phase und vor allem Gesundheit!

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