Geflügelt, geschnäbelt und gefiedert

Schon wieder ein zoologischer Beitrag? Weit gefehlt, heute geht es nicht um Vogelkunde, auch wenn die Überschrift das vermuten lässt, sondern wie gewohnt um die gute alte Botanik. Nicht nur Vögel besitzen die genannten Merkmale (allerdings weisen sie dafür gleich alle drei auf), sondern auch Pflanzen bzw. ihre Organe können geflügelt, geschnäbelt oder gefiedert sein.




Mehrfach gefiedertes Blatt

Mehrfach gefiedertes Blatt

Was an einer Pflanze gefiedert sein kann, sind die Blätter. Im Gegensatz zu einem einfachen Blatt, das eine Mittelrippe und davon ausgehende seitliche Blattadern besitzt, bildet die Mittelrippe gefiederter Blätter eine sog. Rhachis aus, auch Blattspindel genannt. An dieser setzen natürlich nicht nur Blattadern an, sondern weitere kleine Blättchen, die Fiedern (nicht Federn) genannt werden. Die Fiedern stehen sich gegenüber und können wiederum gefiedert sein und diese ebenfalls. Man spricht dann von mehrfach gefiederten Blättern.

Unpaarig gefiederte Blätter besitzen an der Spitze eine Endfieder, die bei paarig gefiederten Blättern fehlt oder zu einer Ranke umgebildet ist.

Geflügelter Stängel

Geflügelter Stängel

Geflügelte Vögel, Pferde oder Worte kennt jeder aus der Ornithologie, Heraldik oder Sprachwissenschaft. Geflügelte Stängel allerdings kennen die Wenigsten und sie befähigen die betreffende Pflanze natürlich auch nicht zum Fliegen.

Gemeint ist damit eine Sprossachse, die nicht nur kantig ist, sondern wo zwei gegenüberliegende Ecken oder mehrere Kanten lang ausgezogen sind und sogenannte Flügel bilden.

Doch wo befindet sich denn jetzt der Schnabel? Auf den Früchten! Nicht alle Früchte besitzen einen, aber bei manchen Dolden- oder Korbblütlern kommt ein solcher vor. Ein gutes Beispiel ist der Löwenzahn, den wirklich jeder kennt.

Geschnäbelte Frucht

Geschnäbelte Frucht

So ein Löwenzahn-Blütenkorb besteht aus vielen kleinen Einzelblüten, jeweils mit einem unterständigen Fruchtknoten, d.h., der Kelch und die Krone (die zu einer Zunge verwachsenen Blütenblätter) sitzen oben auf dem Fruchtknoten.

Die Zunge fällt bei der Fruchtreife ab, und was bleibt ist der Kelch, der aus Borsten besteht, die später den Schirm bilden.

Wenn man so eine Löwenzahn-Diaspore durch die Luft schweben sieht, erinnert uns das an einen Fallschirm. Aus dem Fruchtknoten hat sich die Frucht entwickelt – unten ist sie dick und birgt den Embryo, darauf sitzt der Schnabel, eine lang gestreckte Struktur, die ebenfalls zur Frucht gehört und von den Fruchtblättern gebildet wird. Oben drauf sitzt der borstige Pappus, der sich aus umgewandelten Kelchblättern zusammensetzt.




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