Hätte hier mal was zu Melden!

Ich kann verstehen, dass das Unkraut mit den unscheinbaren Blüten und den wie mit Mehl überzogenen Blättern einer schwierigen Gattung angehört und dass die meisten weder Lust noch Gelegenheit haben, mit einem Raster-Tunnel-Elektronenmikroskop den Blütenaufbau zu analysieren.

Weißer Gänsefuß, keine Melde!

In den allermeisten Fällen aber plagt den typischen Gartenbesitzer oder Bauern keine Melde, sondern der Weiße Gänsefuß. Und diesen kann man eben nur in Gänsefüßchen als „Melde“ bezeichnen.

Beide Gattungen, Melden und Gänsefüße, gehören zur großen Familie der Fuchsschwanzgewächse innerhalb der Unterfamilie Chenopodioidea und sind wirklich nicht einfach auseinander zu halten.

Aber warum verflixt und zugenäht und dreimal schwarzer Kater wird in Internetforen immer über Melde in Gärten, Kübeln oder Balkonkästen gejammert? Im angehängten Beweisfoto ist doch letztendlich sowieso meist nur der Weiße Gänsefuß zu sehen! Weshalb heulen sie denn nicht einfach gleich über wild wuchernde Gänsefüßchen?

Melde, kein Weißer Gänsefuß!

Hier hätte ich mal was zu Melden: Eigentlich kommen in Deutschland nur 2 Arten als „Unkraut“ in Frage: die Spießblättrige und die Spreizende Melde. Beide besitzen, zumindest unten am Stängel, spießförmige Blätter. Außerdem sind die Blüten eingeschlechtlich, aber gut, man hat ja meist kein Raster-Tunnel-Elektronenmikroskop zur Hand.

Und hier hätte ich mal was zum Weißen Gänsefuß: Die Blüten sind zwittrig und er hat rhombische, dreieckige oder eiförmige Blätter, die unregelmäßig gezähnt oder gelappt sein können, zumindest unten am Stängel. Sehr selten sind sie spießförmig – falls doch, hilft wohl wirklich nur noch das Raster-Tunnel-… ach watt, eine Lupe tut es auch.

Nun, möglicherweise hat es sich ja in der Praxis bewährt, Beikräuter mit gattungsübergreifenden Sammelnamen zu versehen. Und wie jemand sein Unkraut nennt, von mir aus kann er auch „Karlchen“ dazu sagen, ist letztlich natürlich seine ureigenste Angelegenheit, da habe ich gar nichts zu melden.