Als Kontrastprogramm zum eisigen Winter verrate ich euch heute etwas über eine Sommerpflanze. Sie bevorzugt etwas basische, sprich kalkhaltige Böden, die das Emsland kaum zu bieten hat, trotzdem findet man sie vereinzelt. Man kann sich darüber streiten, ob sie nun eigentlich schön oder hässlich ist und ist damit quasi die Daniela Katzenberger unter den Pflanzen.
Zwar besticht sie durch große blaue Blüten, doch ihr sparriger, verzweigter Wuchs mit den starren Ästen will nicht recht dazu passen. Besonders nachmittags entzieht sie sich dem Blick, indem sie die auffälligen Korbblüten kurzerhand schließt, um sich in unansehnliches Gestrüpp zu verwandeln.
A propos verwandeln: Alten Überlieferungen zufolge ist die Wegwarte eine Prinzessin / Burgfäulein / Jungfrau / Mädchen / Geliebte eines Ritters, die jahrelang am Wegrand auf ihren im Kreuzzug / in einer Schlacht / im Krieg gefallenen bzw. untreu gewordenen Prinzen / Ritter / Freund / Geliebten wartete, und von Gott / einer Fee / Engeln / Uri Geller in eine Pflanze verwandelt wurde.
Rein etymologogisch betrachtet hat die Wegwarte überhaupt nichts mit warten zu tun. Streng genommen aber doch. Die Wegwarte wartet zwar nicht auf etwas, aber sie wartet etwas, nämlich den Weg. Nun, sie pflastert ihn zwar nicht neu, aber sie zeigte einst den müden Wanderern die ausgetretenen Pfade und verdiente sich so die Namen Wegweis und Wegeweise.
Aber warum wächst sie ausgerechnet am Wegrand? Weil sie dort viel Sonne und damit Licht und Wärme bekommt, andererseits, weil sie von den oft angrenzenden Feldern den Stickstoff abgreifen kann. So wird sie von jedem gesehen und kann es auch ertragen, mal plattgetreten zu werden. Ganz wie Daniela Katzenberger eben.

