Mauerblümchen

Trotz wolkenverhangenen Himmels zog es mich heute nach Lingen, denn bei meinem letzten Besuch der Stadt wurde ich auf eine Pflanze aufmerksam, die aber leider noch nicht blühte – Lysimachia punctata, auch Gold-Felberich genannt.




Mauerpfeffer

Die Stelle war ganz einfach wiederzufinden, sie liegt am Dortmund-Ems-Kanal nahe einer Sitzbank, aber schon von weitem leuchteten mir die goldgelben Blüten entgegen. Sogar Petrus meinte es gut mit mir, und schob die Wolken kurz zur Seite, damit ich ein schönes Foto machen konnte.

Mein Weg führte mich weiter am Kanal entlang, doch die Vegetation enthüllte mir nichts Neues, worauf ich beschloss, den Weg in die Stadt durch die Straßen zurück zu gehen. Manchmal kann man auf diese Weise Überraschungen erleben, wie kürzlich in Meppen, als ich in einem Vorgarten ganz keck den gefleckten Aronstab wachsen sah, den ich in den Meppener Wäldern komischerweise noch nie gefunden hatte.

Zimbelkraut

Am Straßenrand wuchs dann auch schon die erste Überraschung: Das Gewöhnliche Habichtskraut. Zwar ist das nichts Außerordentliches, aber in meiner Sammlung befanden sich bisher eben nur ungewöhnliche Habichtskräuter. Als ich dann zu einer niedrigen Mauer gelangte, reckte sich aus deren Fugen der Mauerpfeffer, was fotografisch festgehalten werden musste. Zwar ist er nach eben diesem Standort benannt, aber meist wächst er doch nur einfach auf dem Boden und schert sich einen feuchten Kehricht um seinen Namen.

Aber nicht nur er, auch ein anderes Mauerblümchen schien die Fachliteratur gelesen zu haben und wuchs ganz brav dort, wo es soll: Das Mauer-Zimbelkraut, von dem ich ein kleines Stückchen ausreißen musste, um es zwecks Foto in die Sonne zu transportieren.

Orangerotes Mausohrhabichtskraut

Nach diesen schönen Funden ging ich also weiter Richtung Bahnhof Lingen. Aber nicht nur ich, ca. 5 Meter hinter mir ging ein Heini mit einem Handy, in das er pausenlos quasselte. Egal ob ich schnell oder langsam lief, er hielt konstant die 5 m Abstand und schwafelte. Da es mir meine gute Erziehung verbot, mich umzudrehen und ihm zu sagen, dass er gefälligst seinen Schnabel halten soll, blieb ich an einem Zaun stehen und ließ den Finanzexperten vorbeiziehen.

Während ich ihm einen Vorsprung gewährte, entdeckte ich am Grund des Zauns ein Pflänzchen, von dem mir nur aus der Literatur bekannt war, dass es im Emsland vorkommt. Es war das Orangerote Mausohrhabichtskraut, leider noch nicht voll erblüht.

Die Reise nach Lingen hat sich heute also wirklich voll gelohnt, und schon wieder gibt es einen neuen Grund, die Stadt in ein paar Tagen erneut aufzusuchen: Das orange Habichtskraut, und nicht, wie ihr vielleicht denkt, um Mauerblümchen aus(f)zureißen.




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