Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Aronstäbe

Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Blütenorgane

Blütenorgane von Arum maculatum


Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), weibliche Blüten

Weibliche Blüten von Arum maculatum


Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), männliche Blüten

Männliche Blüten von Arum maculatum


Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Sperrhaare

Sperrhaare (sterile Blüten) von Arum maculatum

 

Arum L.: άρον (Aron) als Name für verschiedene Aronstab-Arten wurde bereits von Hippokrates (ca. 460 v. Chr.) verwendet und z. B. als Hustenlöser, bei eitrigem Auswurf oder bei Mastdarmvorfall eingesetzt. Nach Plinius stammt der Pflanzenname Aron aus Ägypten. Der wissenschaftliche Name wurde mit Aaron – dem Bruder Moses – in Verbindung gebracht, dessen Stab nach bilblischer Überlieferung zu grünen begann.

Die knapp 30 Arten zählenden Aronstäbe kommen in Eurasien und Nordafrika vor. Es handelt sich um ausdauernde Kräuter mit Wurzelknolle und meist zwei einfachen, grundständigen, spieß- oder pfeilförmigen, ganzrandigen, lang gestielten Laubblättern, die den Stängelgrund scheidig umfassen.

Die Spatha ist relativ groß und am Grund röhrenförmig eingerollt. Zwischen der kahnförmigen oder gewölbten, aufrechten, länglich-lanzettlichen Spreite und der länglichen oder ovalen Röhre besteht eine Einschnürung. Der zylindrische, ungestielte Kolben ist kürzer als die die ihn umgebende Spatha. Auf ihm kommen männliche und weibliche Blüten in verschieden Zonen vor (am Grund weibliche, darüber männliche), oberhalb der männlichen Blüten stehen Blüten mit sterilen, nach unten weisenden Staubblättern (Sperrhaare). Die Blüten besitzen keine Hülle, sodass die männlichen nur aus 3–4 kurzen Staubblättern, die weiblichen aus einem länglichen, einfächerigen Fruchtknoten bestehen.

Die Bestäubung erfolgt, angelockt durch den Geruch des Kolbens, durch Aasfliegen oder Schmetterlingsmücken. Sie fallen in die in die durch eine Ölschicht äußerst glatte Röhre. Zudem verhindern sterile Blüten, die zu Sperrhaaren umfunktioniert sind, ein Entkommen aus der Falle. Beim Versuch sich zu befreien, bestäuben sie die am Grund befindlichen weiblichen Blüten, woraufhin die Sperrhaare verkümmern und das Insekt entkommen kann. Danach entwickeln sich aus den Fruchtknoten ein- bis mehrsamige Beeren.

Blütenformel:
♂ * P0 (A3–4) G0
♀ * P0 A0 (G1+2°)

Aronstäbe sind in allen Pflanzenteilen giftig. Beim Verzehr, z. B. bei Verwechslung mit Sauerampfer oder Spinat bzw. beim Genuss der roten Beeren stellt sich durch das enthaltene Kalziumoxalat ein starkes Brennen auf der Zunge ein, die zudem anschwellen kann. Bei stärkerer Vergiftung kommt es zu Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Krämpfen und Lähmung von Gehirn und Rückenmark. Die Giftwirkung erlischt in getrocknetem oder gekochtem Zustand.

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) berichtete in seiner Naturgeschichte der Gewächse, die Knolle und die Blätter des Italienischen Aronstabs seien essbar, wenn sie in Essig gekocht würden.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schrieb über ein Gewächs, das in Ägypten Aron genannt werde, es habe Blätter wie der Ampfer, einen stockdicken Stängel und eine weiche Wurzel. Einige würden behaupten, es sei dasselbe wie Dracontium (Dracunculus vulgaris), doch habe Arum eine viel größere Wurzel, bei Dracontium sei sie wie ein Drache aufgerollt, daher der Name. Neben einigen medizinischen Anwendungen vermerkt er, dass Käse am besten in Arumblättern aufbewahrt wird.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) unterschied die beiden Arten Arum italicum und Arum maculatum. Zur ersten Art schrieb er, sie habe efeuartige, weiß gefleckte Blätter. Der Stängel sei einer Schlange ähnlich gefleckt und an seiner Spitze ständen traubig angeordnete Früchte. Die zweite Art würde bei den Syrern Lupha heißen und habe ähnliche Blätter wie das Drakontion (Dracunculus vulgaris), nur kleiner und nicht so stark gefleckt. Die weiße Wurzel würde gekocht gegessen.

Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl die Blätter und die Wurzeln von Arum maculatum roh genossen bei Pest, sodass sich die Beulen zurückbilden würden. Gegen Gicht hielt sie gesalzene Blätter des Aronstabs für wirksam. Sollte das nicht helfen, so solle man die Wurzel in gekochten Honig tauchen und essen. Wein, in dem die Wurzel gekocht wurde, helfe gegen Fieber und Schleim im Magen und gegen Depressionen.

Leonhart Fuchs (1501–1566) erwähnte, dass der Aron auf Deutsch „Pfaffenpint" (Bedeutung entweder Pfaffenbinde oder Pfaffenpenis) genannt würde. Er habe Blätter wie das Schlangenkraut (Calla palustris), nur nicht so stark gefleckt. Auf dem Stängel würde ein spitzes Ding wachsen, darin läge ein Kolben.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande