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Artengr. Gewöhnliche Schafgarbe

Achillea millefolium, Gewöhnliche Schafgarbe, Blütenstand

Die Blüten sind weiß, rosa – oder wie hier – zweifarbig (vermutlich durch Einkreuzung einer Gartenform)

 

Achillea millefolium agg.: Zur Artengruppe „Gewöhnliche Schafgarbe" zählen in Deutschland die

und die Gewöhnliche Schafgarbe (A. millefolium ssp. millefolium)

Die letzte Art ist im Emsland sehr häufig, wobei man anmerken muss, dass sie in Wirklichkeit wohl aus verschiedenen kleinen Sippen besteht, die noch gar nicht im Einzelnen beschrieben worden sind. 

Um die Pflanzen des Aggregats unterscheiden zu können, muss man genau hinsehen. A. collina unterscheidet sich z. B. von A. millefolium ssp. millefolium durch beblätterte Verzweigungen unterhalb der Stängelmitte und durch Grundblätter, die meist nicht die halbe Länge der gesamten Pflanze erreichen, diese Art ist jedoch sehr selten. A. pratensis zeichnet sich unter anderem durch rasigen Wuchs (mehrere Pflanzen gleicher Höhe auf einem Fleck) aus. 

Innerhalb der Artengruppe und sogar mit Schafgarben außerhalb des Aggregats, auch mit Gartenformen, können Kreuzungen entstehen. Manche Bastarde sind nur durch genetische Analysen zu identifizieren.

Die Gewöhnliche Schafgarbe ist eine alte Heilpflanze, die ähnliche entzündungshemmende Wirkungen besitzt wie die Echte Kamille. Ein Tee aus Schafgarbe (Kraut und Blüten, 1–2 Tl, 15 min. ziehen lassen) hilft bei Erkältungen, Magen- und Darmbeschwerden, bei Frauenleiden und wirkt krampflösend. Bäder mit getrockneten Schafgarben-Blüten (eine gute Handvoll, mit kochendem Wasser übergießen, 20 min. ziehen lassen, dem Bad zugeben) helfen bei rissiger Haut und Entzündungen, bei Hämorrhoiden und sollen sogar gegen Alterserscheinungen wirken.

Achillea millefolium, Gewöhnliche Schafgarbe, Blatt

Filigranes Stängelblatt von A. millefolium

 

Die Gewöhnliche Schafgarbe ist zwar in Deutschland nicht gefährdet, aber wer größere Mengen sammeln und trocknen möchte, der sollte sie besser in seinem Garten anbauen, falls sie dort nicht schon von alleine wächst. Dazu sammelt man die Samen im Vorjahr und säht sie im nächsten Frühling an einer trockenen und sonnigen Stelle aus. Noch besser ist es, sie in einem Gartenkübel zu ziehen, da sich die Schafgarbe durch Ausläufer sehr schnell ausbreitet und lästig werden kann.

Geerntet werden die Pflanzen während der Blütezeit. Die sehr zähen Stängel erfordern ein Messer oder eine Schere. Die unteren 10 cm sind am härtesten und nicht zu verwenden. Zum Trocknen legt man die Pflanzen dünn aus oder hängt sie gebündelt an einen schattigen und gut durchlüfteten Ort. Getrocknete Pflanzen eignen sich auch gut als Dekoration, z. B. in Trockengestecken. Wer keinen Garten besitzt, der kann Tee aus oder mit Schafgarbe im Handel beziehen.

Junge Blätter der Schafgarbe sind essbar und eignen sich als Zugabe z. B. in Salaten, Kräuterquark, -suppen und -soßen. Ältere Blätter besitzen einen herben Geschmack und eignen sich als Gewürz. Auszüge der Schafgarbe sind Bestandteil einiger Kräuterschnäpse oder Magenbitter.

Historische Veröffentlichungen

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) beschreibt den Stratiotes chiliophyllos als kleinen Strauch mit Blättern wie die Federn eines Jungvogels, sie würden am ehesten denen des Wilden Kreuzkümmels ähneln, die Dolde sei aber dichter als bei diesem, denn er habe kleine Stängel an der Spitze, an denen die Dolden wie beim Dill säßen. Die Blüten seien weiß und er wachse an trockenen Stellen. Dioskurides empfiehlt die Pflanze gegen Blutungen, Wunden und Fisteln.

Achillea millefolium, Gewöhnliche Schafgarbe, Blütenstand

Typischer Köpfchenstand der Gewöhnlichen Schafgarbe

 

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über die „Garwa", dass sie besondere und feine Kräfte gegen Wunden habe. Eine Wunde solle man zuerst mit Wein auswaschen, dann leicht gekochte Schafgarbe in einem Tuch ausdrücken und mit dem Tuch auf die Wunde legen. Wenn die Wunde zu heilen beginne, solle man die Schafgarbe direkt auf die Wunde geben.

Gegen innere Verletzungen empfahl sie pulverisierte Schafgarbe in warmem Wasser gelöst einzunehmen. Nach Eintreten einer Besserung riet sie die Einnahme des Pulvers in warmem Wein.

Bei Drei-Tage-Fieber (eine durch Herpesviren ausgelöste Kinderkrankheit) empfahl sie gekochte Schafgarbe mit der doppelten Menge Engelsüß (Tüpfelfarn) alle drei Tage in gutem Wein und gefiltert zu trinken.

Auch im Kräuterbuch von Leonhard Fuchs (1543) wird die „Garb" erwähnt. Von ihr gäbe es zwei Geschlechter, eins mit weißen Blüten, und eins mit hautfarbenen, ansonsten gäbe es keinen Unterschied zwischen ihnen. Die Samen glichen denen der Gewöhnlichen Kamille. Auch er empfahl die Schafgarbe bei Wunden und Geschwüren und sie sei bei Wundärzten täglich in Gebrauch.