Gewöhnlicher Beifuß |

Bevor sich die kleinen Blütenkörbe öffnen, ist das Kraut am aromatischsten

Der
Gewöhnliche
Beifuß (Artemisia vulgaris) erscheint graugrün und
wächst häufig an Zäunen

Getrockneter
Beifuß wird um die Weihnachtszeit oft
in Lebensmittelmärkten
angeboten
Eine mögliche Deutung ist, dass das Kraut zerstoßen und als Gewürz Speisen beigemengt wurde. Da die Pflanze im Mittelalter für magische Handlungen verwendet wurde, könnte damit aber auch eine abwehrende Kraft gegen Geister und Hexen gemeint gewesen sein. Das mittelhochdeutsche Bivouz ergab sich aus einer Lautverschiebung, und wurde im Hochdeutschen zu Beifuß umgedeutet.
Beifuß als Heil- und Küchenkraut
Das Kraut, das zu Heil- und Würzzwecken genutzt werden kann, ist im ganzen Emsland sehr häufig. Man sollte die Blätter und Blütenstände sammeln, bevor sich die Blütenkörbchen geöffnet haben, etwa im Juli, oder auch später im Herbst die Wurzeln. Der Beifuß wird zum Trocknen gebündelt und an einem schattigen, trockenen Ort kopfüber aufgehängt. Ist er getrocknet, können Blätter und Blüten in Gläsern mit Schraubverschlüssen kühl und dunkel gelagert werden. Die Wurzeln können im Backofen getrocknet werden.
Ein Tee aus Beifußblättern, -blüten oder -wurzeln soll z. B. gegen Erkältungskrankheiten, Schlafstörungen, Magenverstimmungen und Appetitlosigkeit helfen, aber auch gegen Menstruationsbeschwerden und Probleme in den Wechseljahren. Bereits Dioskurides berichtete über Artemisia, es könne den Fötus austreiben, weshalb man Beifuß in der Schwangerschaft nicht anwenden sollte. Schuld daran sind ätherische Öle, die auf die Gebärmutter wirken. Auch die Einnahme über mehrere Wochen ist nicht ratsam, da die Pflanze, wenn auch in geringer Dosierung, das Nervengift Thujon enthält.
Als Würzkraut eignen sich die Blätter, die traditionell der Martins- und Weihnachtsgans eine leicht bittere Note verleihen und die Speise verträglicher machen sollen. Als Küchenkraut eignet er sich darüber hinaus für viele andere Gerichte wie Lamm, Wild, Aal oder Leber, aber auch für Gemüsezubereitungen und -suppen.
Historische Veröffentlichungen
Hildegard von Bingen (1098–1179) berichtete über „Biboz", gekocht als Mus sei er sehr nützlich, er heile den kranken Magen und die Eingeweide. Wer nach dem Essen und Trinken Magenschmerzen habe, koche Beifuß und esse ihn, er nähme die Fäulnisse, die sich durch das Essen und Trinken gebildet hätten, hinweg.
Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über den Gewöhnlichen Beifuß, er würde auch St.-Johannisgürtel genannt, was aus einem Aberglauben der Deutschen beruhe. Viele hätten sich am Johannistag mit Beifuß gegürtet und ihn hinterher, mit etlichen Sprüchen und Reimen, ins Johannisfeuer geworfen. Aus gleichem Grund würde der Beifuß auch Sonnenwendgürtel genannt.
Interessantes am Rande
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Unter den am Johannistag (24. Juni) ausgegrabenen Beifußwurzeln kann man einer alten Geschichte zufolge Kohlen finden, die um den Hals getragen, gegen Epilepsie helfen würden. Bereits Hieronymus Bock, auch Tragus genannt (1498–1554) bezweifelte dies und nannte die angebliche Kohle „Lapides stultorum" (Steine der Dummen).
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Etwa jeder 4. Pollenallergiker reagiert auf Beifußpollen mit Heuschnupfen.
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Ein kleines Kissen mit getrocknetem Beifuß gefüllt, soll luzide oder lebhafte Träume verursachen, bzw. es erleichtern, sich daran zu erinnern.