Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Rote und Weiße Lichtnelke

Silene latifolia, Weiße Lichtnelke

Habitus der Weißen Lichtnelke


Silene, Lichtnelke, Frucht

Die Früchte der hier beschriebenen Lichtnelken
öffnen sich mit 10 Zähnen

 

Silene × hampeana Meusel & K. Werner, S. dioica (L.) Clairv., S. latifolia ssp. alba (Mill.) Greuter & Burdet: Die Weiße und die Rote Lichtnelke sind zwar verschiedene Arten mit unterschiedlicher Ökologie, aber dennoch so nah verwandt, dass es zu Hybridisierungen zwischenihnen kommen kann. Die weiße Art öffnet erst gegen Abend bis in die Nacht hinein ihre duftenden Blüten und lockt damit Nachtfalter zur Bestäubung an.

Die rote Art blüht tagsüber bis abends, duftet nicht und lockt hauptsächlich Tagfalter an. Bastarde der beiden Arten entwickeln rosa Blüten und Merkmale, die irgendwo zwischen denen der beiden Elternarten liegen. Die Hybriden sind voll fruchtbar und können sich mit einer der beiden Elternarten oder untereinander kreuzen. Daraus folgt, dass sich sog. „Hybridschwärme" bilden können.

Findet man eine Bastard-Lichtnelke, kann sie sowohl eher der weißen als auch der roten Art ähneln. Es gibt also quasi über die Hybriden fließende Übergänge von der Weißen zur Roten Lichtnelke, was die Bestimmung nicht immer einfach macht.

Der Leimkraut-Kapseleule, einem Nachtfalter, ist es egal wie die Pflanzen einzuordnen sind, denn alle diese Arten, und zudem noch das Taubenkropf-Leimkraut dienen ihr als Nahrungspflanze und Futter für ihre Raupen. Beim Blütenbesuch legt der Schmetterling ein Ei in die weiblichen Blüten ab. Die Raupe ernährt sich dann von den Blüten und reifenden Samen. Auf den ersten Blick handelt es sich um reinen Parasitismus, aber da der Falter die Blüten nicht nur als Kinderstube für seine Raupen benutzt, sondern die Pflanzen auch bestäubt, geht die Tendenz in Richtung Symbiose.

Ein reiner Parasit ist die Brandpilz-Art Ustlilago violaceae. Sie befällt die Staubbeutel männlicher Blüten, zu erkennen an der violetten oder bräunlichen Verfärbung der ursprünglich gelben Pollen. Durch Blütenbesucher wird der Pilz auf andere Pflanzen übertragen und bewirkt bei weiblichen Blüten sogar die Ausbildung von Staubblättern, die dann wiederum befallen werden.

Die hier beschriebenen Lichtnelken sollen teilweise zwittrige Individuen hervorbringen können, demnach wären die Arten dreihäusig (es gäbe Pflanzen mit nur männlichen, nur weiblichen und nur zwittrigen Blüten). Falls man so ein zwittriges Exemplar finden sollte, das sowohl 10 Staubblätter als auch 5 Griffel besitzt, sollte man es zuerst auf Brandpilzbefall untersuchen.