Flora Emslandia - Pflanzen im Emsland

Schwertlilien

Iris pseudacorus, Sumpf-Schwertlilie

Eine sich entrollende Irisblüte


Iris sibirica, Sibirische Schwertlilie

Blüte der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica)

 

Iris Linné: Der Name Iris ist schon seit der hippokratischen Ära geläufig und bedeutet „Regenbogen". Er weist auf die Farbenpracht der Schwertlilien hin, die in allen Regenbogenfarben vorkommen. Linné übernahm die altgriechische Bezeichnung und beschrieb die Gattung 1754 in seinem Werk Genera plantarum. „Schwertlilie" bezieht sich auf die schwertförmigen Blätter und die lilienartigen Blüten.

Um die 250 Arten umfasst die Gattung der Schwertlilien, die ihr größtes Verbreitungsgebiet in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel besitzen. Es handelt sich um ausdauernde Kräuter die Wurzelstöcke, Knollen, Zwiebeln oder verdickte Speicherwurzeln ausbilden. Die schwertförmigen bis linealischen, parallelnervigen Blätter sind in erster Linie grundständig. Die Stängelblätter sind 2-reihig angeordnet.

Die traubigen oder rispigen Blütenstände oder die einzelnen Blüten sind am Grund von 2 meist häutigen Hochblättern umgeben. Die auffälligen Blüten sind oft relativ groß und können weiß, gelb, violett, blau oder purpurrot sein. Die Kronröhre kann sehr kurz oder lang und trompetenförmig ausfallen. Die äußeren 3 Blumenblätter (Hängeblätter) sind häufig gemustert (Saftmale). Sie bestehen aus einem schmalen Nagel und einer großen, zungenförmigen, herabhängenden Platte, die entlang des Mittelnervs bärtig sein kann oder kahl ist.

Die inneren 3 Blumenblätter (Domblätter) sind schmaler und ohne Zeichnung und können aufrecht oder abgespreizt sein. Der Griffel bildet 3 farbige, blumenblattartige Äste aus, die sich über die Hängeblätter erheben. Zwischen den 3 Hängeblättern und den 3 Griffelästen steht jeweils ein Staubblatt, das den Unterseiten der Griffeläste anliegt. Dadurch entstehen 3 Bestäubungseinheiten, botanisch „Blumen“ genannt, aus einer einzigen Blüte. Die Griffeläste sind oberhalb der Narbe gespalten und verbergen diese an ihrer Unterseite. Die Narben sind mit einem Klappenmechanismus versehen.

Blütenformel:
* P3+3 A3+0 G(3) unterständig

Setzt sich ein bestäubendes Insekt, meist eine Hummel, auf ein Hängeblatt und versucht daraufhin möglichst nah an die Nektarquelle am Grund der Blütenröhre zu kriechen, wirkt die klebrige Narbenklappe wie eine Rakel, die den Pollen vom Rücken des Insekts abkratzt. Kriecht es weiter, so muss es sich eng an das Staubgefäß drücken und wird erneut mit Pollen beladen. Wenn das Insekt wieder herauskriecht, schließt es mit seinem Rücken die Narbenklappe, so dass Selbstbestäubung verhindert wird.

Nach der Bestäubung bildet sich aus dem Fruchtknoten eine elliptische oder zylindrische Kapsel, die sich mit 3 Klappen öffnet und zahlreiche birnenförmige, abgeflachte oder eckige Samen entlässt.

Historische Veröffentlichungen

Theophrast (371–287 v. Chr.) schrieb, die Iris blühe im Sommer und würde auch Seifenkraut genannt; sie besäße schöne aber duftlose Blüten. An anderer Stelle bemerkt er, die aromatischsten Pflanzen kämen aus Asien und aus sonnigen Regionen, aus Europa käme keine einzige, mit Ausnahme der Iris. Ferner war Theophrast bereits ein Iris-Parfum bekannt, das aus den Wurzelstöcken gewonnen wurde.

Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) berichtete über Iris × germanica, dass ihre Wurzeln getrocknet auf Schnüre aufgezogen würden. Nach einiger Zeit würden sie von Würmern zerfressen, würden aber wohlriechender. Er empfahl die getrocknete Wurzel gegen verschiedene Leiden, außerdem würde sie als Salbe mit Honig vermischt und in die Scheide eingeführt, um den Embryo austreiben.

Plinius (ca. 23–79 n. Chr.) schrieb über Iris sisyrinchium, die Mittags-Schwertlilie, ihre Wurzeln würden im Winter sehr tief wachsen, würden dann im Frühling kleiner und sich schließlich zu einer fleischigen Zwiebel umbilden.

Des Weiteren schreibt er über Iris × germanica, ihre Wurzel würde für Salben und Arzneien verwendet. Am hochwertigsten sei die Iris, die Niesen auslöse. Ihre Blüten besäßen verschiedene Farben, weshalb sie Iris (Regenbogen) genannt werde. Die rötliche sei besser als die weiße und zahnenden Kindern würde man die Wurzel zur Linderung umhängen.

(Auch heute noch wird die Wurzel von Iris germanica var. florentina als Zahnungshilfe angeboten. Sie ist unter dem Namen „Veilchenwurzel" erhältlich, ist aber das getrocknete Rhizom einer Schwertlilie).

In einem Kapitel über Duftpflanzen berichtet Plinius über Gewächse, die die ganze Umgebung duften ließen, so die Iris. Wenn ihre Wurzeln die eines Baumes berührten, würde der ganze Baum danach duften.

Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb über die „Swertula" (Iris × germanica), der Saft frischer Blätter, mit flüssigem Fett vermischt, helfe als Salbe gegen die „kleine Krätze". Der Saft mit Wasser aus großen Flüssen verdünnt und erwärmt soll eine zarte Haut verschaffen, wenn man sich damit wasche. Die ausgekochte Wurzel mit Honig genossen, empfahl sie zur Heilung von Geisteskranken („Hirnwütigen"). Selbst gegen Lepra verordnete die hl. Hildegard die Wurzel der Schwertlilie.

Leonhart Fuchs (1501–1566) schrieb über die gleiche Art, sie würde auch „blaw Gilg", „blaw Schwertel" oder „Violwurz" genannt, auf Griechisch und Latein Iris. Er schrieb ihr zahlreiche Heilwirkungen zu.

Über das „Wandtleüßkraut" (Iris foetidissima) schrieb Fuchs, es werde so genannt, weil es die „Wandtleüß" (Wanzen) töte.

Bedeutung des Artnamens

Interessantes am Rande