Überall in den Pflasterritzen sah ich Kahles Bruchkraut sitzen

Pflasterritzen haben etwas Faszinierendes. Während die meisten Terrassenbesitzer auf Knien rutschend und mit merkwürdigen Kramshaken bewaffnet ihr Möglichstes tun des Unkrauts Herr zu werden oder den Fugensalat mit Essig Essenz anzumachen versuchen, beobachte ich lieber, was da so alles sprießt. Ja, ich habe leicht Reden und keine Terrasse.




Auch um Bürgersteige brauche ich mir keine Gedanken zu machen, wenn ich vor die Tür gehe, stehe ich mitten in der Fußgängerzone und um deren Fugen, Ritzen und Spalten kümmert sich die Stadt.

Zum Glück gibt es hier und da noch ein paar verwahrloste Ecken, wo man fündig werden kann. So entdeckte ich vor ein paar Tagen ein unauffälliges Pflänzchen. Eigentlich nicht ich, sondern mein Cousin, und der musste mich quasi mit der Nase draufstoßen, damit ich es sah.

Peinlicherweise konnte ich ihm nicht einmal erklären, zu welcher Familie es gehört, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Pflanze ganz schön hinterhältig ist und eigentlich Gemeines Bruchkraut heißen sollte.

Gemeines Kahles Bruchkraut

Das Kahle Bruchkraut täuscht nämlich, wie viele andere Bruchkräuter auch, wechselständige Blätter vor. Eigentlich sind sie gegenständig, d.h., es stehen sich immer zwei gegenüber, aber das Bruchkraut hat eins davon reduziert – und zwar immer abwechselnd links und rechts – so kann man doch gar nicht auf Nelkengewächse kommen!

Außerdem besitzen Nelkengewächse normalerweise Blütenblätter, aber das gemeine Kahle Bruchkraut scheint nur aus Knospen zu bestehen. Erst bei der Auswertung der Fotos kann man ab und zu eine winzige, klitzekleine, geöffnete, weißliche Blüte entdecken, und wenn man noch genauer hinsieht, erkennt man, dass einige davon gar keine Kronblätter besitzen – da sieht man nur grüne Staub- und Kelchblätter.

Nun, das Kräutlein hat mich ganz schön hereingelegt. Vielleicht war es die Rache dafür, dass ich es so oft – unabsichtlich natürlich – mit Füßen getreten habe.




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