Echte Engelwurz |
Die breiten Blattscheiden umgeben die Doppeldolde vor der Blüte
Die Hüllchenblätter sind lang und spitz
Die Bezeichnung Angelica ist jedoch schon viel älter und erscheint bereits in Kräuterbüchern aus dem 16. Jh. als wichtigste Heilpflanze. Dort wird sie nicht nur wegen ihrer Wirkung gegen die Pest erwähnt, sie wurde quasi als ein Universalheilmittel gepriesen, eben wie eine Pflanze, die von den Engeln gesandt wurde.
Historische Veröffentlichungen
Leonhart Fuchs (1501–1566) kannte die Engelwurz unter den Bezeichnungen „Angelick" oder „Heiliggeistwurzel". Die Blätter verglich er mit dem Bärenklau und beschrieb die Blattscheiden als dünne, sackförmige Blasen, aus denen Blüten ähnlich denen des Fenchels wüchsen.
Die Wurzel sei außen schwarz und innen weiß. Letztere sei gut gegen Vergiftungen aller Art, so auch gegen „pestilenzische Luft". Die Wurzel, am Morgen genossen, schütze den ganzen Tag über gegen die Pest. Das Kraut mit dem der Rauten und mit Honig vermischt, sollte gegen Schlangen- und Hundebisse angewendet werden. Würde man das Kraut im Mund halten, würde es die Begierde auslöschen.
Nutzung als Heilpflanze
Auch aus heutiger Sicht ist die Echte Engelwurz, von der insbesondere die Unterart Angelica archangelica ssp. archangelica kultiviert wird, eine vielseitig anwendbare Heilpflanze. Alkoholische Auszüge von vor der Blüte geernteten und getrockneten Wurzeln sind beispielsweise eine Zutat von "Klosterfrau Melissengeist" sowie von Magenbitter. Die verdauungsfördernde Wirkung entsteht durch die Bitterstoffe, die zur Produktion von Magensäure anregen. Auch auf die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse wirken sie stimulierend.
Die Wurzel ist der am häufigsten verwendete Pflanzenteil, jedoch sollen auch die Samen eine Heilwirkung besitzen. Für einen Tee benötigt man einen halben Teelöffel Angelikawurzel, der mit 150 ml heißem Wasser überbrüht und nach 10 min getrunken werden kann. Er wirkt appetitanregend, fördert die Verdauung und hilft gegen Blähungen. Darüber hinaus wirkt er schleim- und krampflösend und stärkt die Nerven. Ein Bad mit Angelikawurzel soll gegen Gicht und Rheumatismus helfen.
Verwechslungsmöglichkeiten
Möchte man die Pflanzen zu Heil- oder Genusszwecken sammeln, so muss man sich vor hoch giftigen Verwechslungsarten in Acht nehmen. Der Wasserschierling besiedelt ähnliche Lebensräume, zudem ist der Blattgrund, ähnlich wie der der Engelwurzen, scheidig, jedoch nicht stark aufgeblasen. Er besitzt schmal-lanzettliche Fiederblättchen und weiße Blüten. Der Wurzelstock ist, im Gegensatz zur Engelwurz, gekammert.
Der Echte Schierling besitzt ebenfalls einen scheidigen, aber nicht aufgeblasenen Blattgrund und weiße Blüten. Seine Blätter sind jedoch viel feiner gefiedert als die der der Engelwurz. Aufgeblasene Blattscheiden kommen ebenfalls bei Bärenklau-Arten vor, die aber durch ihre breitlappigen Blattabschnitte erkennbar sind. Bärenklau kann bei Berührung Wiesendermatitis auslösen.
Interessantes am Rande
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In ihrer ursprünglichen Heimat, den nordeuropäischen Ländern, werden die Stängel geschält und roh verzehrt.
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In einigen Ländern wie Österreich oder Schweiz werden kandierte Stängelstücke als Nascherei oder zum Belegen von Torten angeboten.
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Absinth, Wermutwein und Gin enthalten Auszüge der Angelikawurzel.