Blausterne |

Blütenstand des Sibirischen Blausterns (Scilla siberica)

Blütenstand des Bastard- Blausterns (Scilla siberica x luciliae)
Die ursprünglich in Eurasien und Südafrika beheimateten Blausterne zählen ca. 30 Arten, von denen einige als Zierpflanzen weltweit verbreitet sind. Die ausdauernden Pflanzen sind krautig und besitzen unterirdische rundliche oder ovale Zwiebeln, bestehend aus freien Blattschuppen. Die Zwiebeln sind von einer braunen oder durchsichtigen, manchmal hinfälligen Haut umgeben, der Tunika. Es werden wenige grundständige, parallelnervige, ungestielte, ganzrandige, lange schmale Blätter gebildet, die aufrecht stehen oder dem Boden anliegen.
Der blattlose Blütenstängel trägt entweder eine einzelne gestielte Blüte oder es entspringen ihm zusätzliche seitliche Blüten. Die Achse des so entstandenen traubigen Blütenstands wird Blütenschaft genannt. Die Blütenstiele sind manchmal von Hochblättern umgeben. Die 6 aufwärts gerichteten, ausgebreiteten oder zurückgebogenen, mehr oder weniger gleich gestalteten Blumenblätter sind blau, blau mit weißem Grund, rötlich oder seltener weiß. Am Grund sind sie frei oder urnenförmig miteinander verwachsen.
Am oberen Rand der Kronröhre bzw. an der Basis der Kronblätter entspringen die 6 mehr oder weniger ungleichen, nach innen gerichteten Staubblätter, deren Staubfäden manchmal verbreitert sind. Der aus 3 Fruchtblättern verwachsene oberständige Fruchtknoten wird dann von den breiten Staubfäden verhüllt. Der Fruchtknoten trägt einen einfachen Griffel.
Nach der Bestäubung durch Bienen, Hummeln, Nachtfalter oder Fliegen entwickelt sich eine trockene Kapselfrucht, die sich mit 3 Klappen öffnet und 3–30 kugelige oder eiförmige Samen entlässt, die ein sog. Elaiosom tragen, das der Verbreitung durch Ameisen dient. Vegetativ vermehren sich Blausterne durch Bildung von Tochterzwiebeln.
Blütenformel: |
* [P(3+3) A3+3] G(3) oberständig
oder * [P3+3 A3+3] G(3) oberständig |
Erst in jüngster Zeit wurden die Sternhyazinthen (Chionodoxa Biss.) in Scilla integriert. Sie unterscheiden sich von Scilla durch einen Kegel im Zentrum der Blüten, der aus dem Fruchtknoten und den ihn umgebenden verbreiterten Staubfäden besteht sowie aus dem verwachsenen Blütengrund. Im Deutschen werden die Vertreter der ehemaligen Gattung häufig noch nach gr. chion (Schnee) und gr. doxa (Glanz, Ansehen, Stolz) Schneeglanz oder -stolz genannt.
Historische Veröffentlichungen
Leonhart Fuchs (1501–1566) behandelte die Gattung Scilla gemeinsam mit Muscari unter dem Namen „Mertzenblum“. Er unterschied drei verschiedene Varietäten von Scilla bifolia: Die eine habe gewöhnlich nur zwei Blätter und sternförmige Blüten (klein blaw Mertzenblum männle), die andere besitze drei Blätter und habe hellere Blüten (klein blaw Mertzenblum weible). Eine weitere sehe der Letzteren sehr ähnlich, besäße aber weiße Blüten und wäre von Columella Nivea Hyacinthum genannt worden.
Bedeutung der Artnamen
- luciliae: nach Pierre Edmond Boissiers Ehefrau Lucile benannt
- sardensis: nach der heute türkischen Stadt Sardes (Salihli) benannt
- siberica: lat. sibericus = siberisch (Siberien = Landschaft zwischen Moskau und China, nicht zu verwechseln mit sibirisch, obwohl S. siberica im Deutschen „Sibirischer Blaustern“ genannt wird.)
- siehei: nach dem Berliner Botaniker Walter Siehe (1859–1928) benannt
Interessantes am Rande
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Blausterne sind ursprünglich nicht in Norddeutschland beheimatet. Die außerhalb von Gärten anzutreffenden Scilla-Arten sind somit verwilderte Exemplare von Zierpflanzen und deren Nachkommen.